Q U E R S P A L T E Vertrauensbomben

■ Endlich: US–Bomben in der UdSSR. Und umgekehrt

Die Wege der militärischen Logik sind wunderbar - und wer wird schon zu leugnen wagen, daß es sich um Logik handelt. Auch, daß die Wunder solcherart Logik vom banalen Waffengeschepper ansteckungsartig auf die Vertreter der Verschrottungsschule überspringen, ist nicht neu. Bemerkenswert bleibt es dennoch, wenn jetzt die Militärs beider Blöcke durch einen friedensmäßig inszenierten Strategiestreich eines ihrer Lebensziele erreichen: die Zündung von Atombomben auf gegnerischem Terrain. Viel macht es natürlich heute nicht mehr aus, wenn es dabei nicht martialisch knallt, sondern nur leise, unterirdisch zittert. Hauptsache Explosion. Und wozu dienen diese unterirdischen Atomzitterer. Na? Richtig, zur Friedenssicherung - Unterkategorie: Vertrauensbildende Maßnahmen. Neunzehn Monate lang hatten die Sowjets nun Vertrauen gebildet, indem sie keine Atombomben mehr zündeten. Jetzt darf wieder gezündet werden, aber direkt beim Gegner. Und jetzt wird damit Vertrauen gebildet. Verstanden? Wessen Vertrauen? In was? Die Logik sagt uns: das Vertrauen des Gegners, daß die Bomben des anderen wirklich was kaputt machen. Die kann er jetzt endlich zuhause erleben. Oder? Andere Möglichkeit: Das Vertrauen der uniformierten Knallköppe beider Seiten darein, daß die Sprengkraft der friedliebenden Vorhaben irgendwelcher Politiker so groß schon nicht sein wird. Noch andere Möglichkeit: Das Vertrauen in die Chance, sich unter wirklichen Experten zu verständigen, du darfst meine hochkomplizierte Bombe, ich darf deine hochkomplizierte Bombe... Scharfe Aussichten: Vertrauen statt Frieden. Andreas Rostek