Ins Schwarze treffen

■ Beckmanns Spaltung der CDU

Es ist zwar bitter, aber wahr: Für eine wirkliche Reformpolitik, das hat Hessen gezeigt, ist die Mehrheit der Deutschen (noch) nicht zu haben. In den Grünen verstärkt die Hessen–Niederlage in rasanten Schritten einen Trend zur Anpassung an das neokonservative politische Klima: Die Programme sind immer mehr grünen Politiker/innen zu radikal, weil sie Wählerschichten verschrecken. Diejenigen, die ein Recht auf Abtreibung oder den Austritt aus der NATO fordern, gelten als Sektierer/innen. Verzweiflung über eine Bevölkerung, die vielleicht den AKW–Ausstieg will, aber Sicherheit, Disziplin, Ruhe, Ordnung über alles stellt, wird gegen die gerichtet, die an der links–ökologischen politischen Ausrichtung festhalten möchten. Das neue Ziel wird immer sichtbarer: grüne Volkspartei, der Trend geht rapide zur „Mitte“. Lukas Beckmann schrieb den Weg zur wert–konservativ–grünen Volkspartei gestern konsequent zu Ende. Warum kein Regierungsbündnis mit der CDU, wo die SPD doch abnippelt? In einer Mischung aus Idealismus, Voluntarismus und Verwirrtheit wird so getan, als müsse Heiner Geißler nur von Alfred Dregger befreit werden, um eine radikalökologische und „wahre“ christliche Politik betreiben zu können. Es ist sicherlich kein Zufall, daß bei der Ausrichtung auf konservative und christliche Grundwerte, die Beckmann für die Grünen vornehmen möchte, als erstes das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in der Frage der Abtreibung über die Klinge springen muß. Den Grünen wird nichts übrigbleiben als festzustellen, daß nicht Anpassung, sondern nur eine provokative Kritik am bestehenden Bewußtsein überhaupt etwas ändern kann. Zähe Kleinarbeit ist da sicherlich aussichtsreicher als der Versuch, für eine schwarz–grüne Koalition die CDU zu spalten. Ursel Sieber