Goldene Nasen bei deutschen Großbanken

■ Trotz des branchenüblichen Versteckspiels mit den Gewinnen präsentieren die Leitsterne des bundesrepublikanischen Geldgewerbes stattliche Polster

Frankfurt (dpa/taz) - Auf sechs fette Jahre blicken die drei deutschen Großbanken zurück. Seit 1981 melden sie in ununterbrochener Reihenfolge steigende Gewinne. Weder internationale Schuldenkrise, heimische Pleitewelle, sinkende Kredit– und Einlagengeschäfte noch schrumpfende Zinsmargen bremsten die steile Erfolgsbilanz. Die exakte Größe der Gewinne läßt sich nicht genau beziffern. Das sogenannte Teilbetriebsergebnis aus den laufenden Geschäften ohne Eigenhandel erreichte 1986 konzernweit bei der Deutschen Bank 3,78 Milliarden, bei der Dresdner Bank 1,76 Milliarden und bei der Commerzbank 1,18 Milliarden DM. Einschließlich des Eigenhandels mit Wertpapieren, Devisen und Edelmetallen werden die Gewinne auf gut fünf Milliarden (Deutsche), knapp drei Milliarden (Dresdner) und mehr als 1,5 Milliarden DM (Commerzbank) geschätzt. Das Spitzentrio des Geldgewerbes nutzte die goldene Strähne zur Ansammlung stattlicher Polster. Das Flaggschiff Deutsche Bank weist inzwischen konzernweit an Eigenmitteln zehn Milliarden DM aus, die Dresdner Bank bringt es auf 6,7 Milliarden und die Commerzbank auf 4,3 Milliarden DM an offenen Reserven. Alle drei konnten damit diese Polster im Laufe der 80er Jahre fast verdoppeln. Hinzu kommen noch die stillen Reserven, die nicht genannt werden. Einen großen Teil der Erträge steckten die Geldhäuser in Risikovorsorge und Wertberichtigungen im Hinblick auf die zahlungs unfähigen Länder. Der Schlüssel zu den seit Jahren sprudelnden Gewinnen der Kreditinstitute ist das deutsche Universalbanksystem, das jegliche Art von Bankgeschäften erlaubt. Bei flaueren Kredit– und Spargeschäften entschädigt der Handel mit Börsenwerten für entgangene Margen. Die deutsche Börsenhausse von 1983 bis 1986 sorgte auch dafür, daß mehr deutsche Firmen ihr Kapital breit streuten oder sich zusätzlich Kapital von Aktionären beschafften. Die Deutsche Bank ist unangefochtener Spitzenreiter. Das Versilbern des Flick–Vermögens blähte ihre Gewinne 1986 um gut eine Milliarde DM auf. Die Einmaligkeit des letzten Jahres für die Deutsche Bank kommt in der Zahlung des Bonus in Höhe von fünf DM je Aktie für die 245.000 Aktionäre zum Ausdruck, bei einer unveränderten Dividende von zwölf DM. Insgesamt schütten die drei Großbanken nach den bevorstehenden Hauptversammlungen im Mai in Berlin, Frankfurt und Hamburg ihren 565.000 Aktionären etwas weniger als eine Milliarde DM aus. Die Deutsche Bank allein zahlt 552 Millionen DM. Auf einen noch größeren Anteil am Gewinnkuchen können die Anteilseigner für die nahe Zukunft kaum hoffen. Denn die Börsenspatzen pfeifen schon seit Wochen sinkende Kurse für die Bankaktien von den Dächern. Trotz Rationalisierung und Einführung moderner Techniken verbesserten die Kreditinstitute auch ihr „human capital“ auf den unteren Ebenen. Bei der Deutschen Bank kamen von 1980 bis 1986 weltweit 6.000 Mitarbeiter zu insgesamt 50.600 hinzu. Die Dresdner Bank stockte ihre Belegschaft um 5.000 auf 36.800 und die Commerzbank um 3.600 auf 25.600 Mitarbeiter auf. Personelle Stärke wird an der Spitze der drei Großbanken demonstriert. Die Führungskontinuität des Flaggschiffs Deutsche Bank wird von zwei Sprechern mit internationalem Format - Wilhelm F. Christians und Alfred Herrhausen - gewahrt. Der Chef der Dresdner Bank, Kapitalmarktexperte Wolfgang Röller, wurde gerade zum neuen Präsidenten des deutschen Bankenverbandes gekürt. Walter Seipp bekam als Sanierer der Commerzbank kürzlich den Titel des „härtesten Bankers“ (“Walter the Tank“) verliehen. Einecke/geo