I N T E R V I E W Streit ist heilsam

Entschieden wies Rainer Trampert die Vorstellungen seines Grünen Vorstandskollegen Beckmann zurück, auf die CDU zuzugehen, und bezeichnete ihn als „Möllemann der Partei“. Die taz fragte Beckmann, wieso er gerade jetzt eine Debatte für notwendig hält. taz: Die Führung der Grünen ist nach Hessen zerstritten über den Kurs der Partei. Ist der Zeitpunkt klug gewählt, schon wieder über Bündnisse zu reden? Lukas Beckmann: Es ist der richtige Zeitpunkt. Ein solcher Streit um die Orientierung der Partei ist heilsam. Nach Hessen müssen wir uns einigen grundsätzlichen Fragen zuwenden, die in Vergessenheit geraten sind. Es geht sicher um keine Perspektiven, die in ein oder zwei Jahren relevant werden. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir dazu beitragen könnten, daß das, was von einer Mehrheit in der Gesellschaft gewollt wird, auch Mehrheiten bekommt. Mich wundert schon, daß jetzt die CDU ins Blickfeld rückt und nicht zum Beispiel die FDP. Es geht doch nicht so sehr um parteipolitisch programmatische, sondern vor allen Dingen um kulturpolitische Fragen, die sehr viel mit einer Grundwerte– Orientierung zu tun haben, die geschichtlich tradiert und heute mit programmatischen Inhalten von Parteien in Verbindung gebracht wird, die mit den eigentlichen Grundwerten nichts mehr zu tun haben. Es ist die Aufgabe der Grünen, die Werte–Muster in Verbindung mit dem Wahlverhalten zu durchbrechen. Ist es nicht verkürzt, gesellschaftliche Veränderungen nur sklavisch orientiert an vorhandenen Parteien zu diskutieren? Die inhaltliche Auseinandersetzung steht für mich natürlich im Vordergrund. Wir können sie aber nur in der nötigen Intensität forcieren, wenn wir uns auch mahtpolitisch direkt an die Parteien richten, die davon im Wesentlichen betroffen werden. Wir können heute schon mit Sicherheit sagen, daß eine stabile grün–rote Orientierung (...) nur zustandekommen wird, wenn wir uns als Grüne Partei gehörig mit dem strukturkonservativen rechten Lager der Koalitionsparteien auseinandersetzen. Es geht jetzt nicht um die Frage, ob die Grünen morgen der CDU oder der SPD ein Koalitionsangebot machen. Interview: Max Thomas Mehr