Drucker fordern Metaller–Kompromiß

■ Hensche, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Druck und Papier, droht mit Streik / Unter der 37–Stunden–Woche geht nichts / Grünen–MdB Willi Hoss vermißt Solidaritätsbeitrag für die Arbeitslosen

Von Martin Kempe

Stuttgart / Berlin (taz) - Nach der Einigung im Metall–Tarifkonflikt werden auch in der parallel laufenden Tarifauseinandersetzung im Druckbereich die Karten neu gemischt. Gestern erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Industriegewerkschaft Druck und Papier, Detlef Hensche, in Stuttgart, falls die Druckarbeitgeber nicht bereit seien, den in der Metallindustrie ausgehandelten Zwei–Stufen–Plan zur 37–Stunden–Woche bis 1990 zu übernehmen, werde die Gewerkschaft zum Arbeitskampf aufrufen. Es wäre „blind und naiv, das Metallergebnis nicht als Signal für die Druckindustrie anzuerkennen“. Genau das aber will die Arbeitgeberseite nicht. In einer Stellungnahme des Bundesverbandes Druck vom Mittwoch war der Metall–Kompromiß als „unverhältnismäßig hoch und damit nicht übertragbar“ kritisiert worden. „Wenn das ernst ist“, erwiderte Hensche gestern in Stuttgart, „gibt es eine sehr schwere Schlichtung.“ Und wenn es ernst bleibt, dann „gibt es einen Arbeitskampf“. Es sei klar, daß „unter eineinhalb Stunden“ in der Druckindustrie nichts laufen könne. Im übrigen will die IG Druck die 37–Stunden–Woche möglichst in einem und nicht, wie die IG Metall, in zwei Schritten durchsetzen und die Anrechnung bezahlter Pausen in Schichtbetrieben auf die Arbeitszeitverkürzung verhindern. Während die Industriegewerkschaft Metall den Kompromiß von Homburg als „historischen Erfolg“ (Tarifpolitiker Zwickel) feiert, äußert sich der arbeitspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Willi Hoss, gegenüber der taz eher zurückhaltend. Das erklärte Ziel der IG Metall sei eine „Entlastung“ der Massenarbeitslosigkeit gewesen. Herausgekommen aber sei die „Vermeidung des Arbeitskampfes“ bei maßvoller Arbeitszeitverkürzung. Die Zeitspanne (drei Jahre) gebe den Unternehmen alle Möglichkeiten, über perfektere Arbeitsorganisation und Rationalisierung die Einstellung von Arbeitslosen zu vermeiden. Für ihn dokumentiere das Ergebnis, „daß die IG Metall zur Zeit nicht über die Mittel verfügt, einen nennenswerten Beitrag der Solidarität der Beschäftigten mit den Arbeitslosen zustandezubringen. Die Grünen müßten gleichzeitig selbstkritisch einräumen, daß sie intensiver noch als bisher an der Schaffung eines für Arbeitszeitverkürzung günstigen Umfeldes arbeiten müßten. Eine mögliche Überlegung sei, ob Arbeitszeitverkürzung in Zukunft nicht mehr global, sondern für bestimmte, besonders belastete Gruppen (Kindererziehende, Schwer– und Schichtarbeiter usw.) durchgesetzt wrden sollten. Bei diesen Gruppen sei Eigeninteresse und damit die Mobilisierbarkeit größer. Das Ergebnis des Bad Homburger Spitzengesprächs wurde inzwischen von den Metall–Tarifparteien im Bezirk Hessen unterzeichnet. Bei der Samstagsarbeit wurde die bisherige Regelung verlängert, d.h. der Samstag wird kein Regelarbeitstag. Um Lohnschwankungen aufgrund schwankender Arbeitszeiten zu verhindern, sollen die Arbeiterlöhne von Stundenlohn auf Monatslohn umgestellt werden.