Celler Loch war Albrechts Alleingang

Hannover (taz) - Der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht und der Verfassungsschutz des Landes haben im Jahre 1978 den Anschlag auf das Celler Gefängnis im Alleingang vorbereitet, ohne den für den Verfassungsschutz damals verantwortlichen Innenminister Röttger Gross (FDP) zu informieren. Bei seiner Vernehmung durch den parlamentarischen Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag sagte Gross am Donnerstag aus, daß er erst letztes Jahr zwei Tage vor dem ersten Artikel der Hannoverschen Allgemeinen zu Celle vom Chefredakteur der Zeitung darüber informiert wurde. Noch während der Amtszeit von Röttger Gross hatte der damalige Verfassungsschutzchef Jüllich mit Enrst Albrecht persönlich in dessen Privathaus die Celler Aktion durchgesprochen. Der Ministerpräsident habe dem Vorhaben wohlwollend gegenübergestanden, hatte Jüllich bei seiner Venehmung durch den Ausschuß erklärt. Ebenfalls ohne Gross in Kenntnis zu setzen, reiste der Leiter der Verfassungsschutzabteilung damals zu Holger Börner, um die Begnadigung eines der V– Leute durchzusetzen. Was die Gespräche Jüllichs mit Albrecht angehe, so sei ein Abteilungsleiter verpflichtet, seinen Ministers darüber vorher oder zumindest nachher zu informieren. Der Sprecher des heutigen Innenministers Hasselmann nannte die Kungelei zwischen Jüllich und Albrecht „unfaßbar und undenkbar“. Gerechtfertigt hat den Anschlag am Donnerstag noch einmal Gross Nachfolger Möcklinghoff, der unmittelbar vor dem Anschlag von der Spitze des Verfassungsschutzes eingeweiht wurde. „Für mich war bei der Amtsübernahme klar, daß die Pläne für die Aktion jahrelang sorgfältig vorbereitet waren“. ü.o.