„Tag X“ für Hamburgs Hafenstraße

■ Massenweise Solidaritätsaktionen für die ehemals besetzten Häuser / Privatvilla des Bürgerschaftspräsidenten Willich (CDU) wurde demoliert / GAL spaltet sich an der Gewaltfrage

Aus Hamburg Dirk Wildt

Sämtliche Fenster im Erdgeschoß der Villa des Hamburger Bürgerschaftspräsidenten Martin Willich (CDU) sind längst eingeschla gen, als die Polizei eintrifft - nur die Täter, die sind weg. Es ist der „Tag X“, der von den Bewohnern der ehemals besetzten Häuser der Hafenstraße sowie Unterstützern seit Monaten geplant war, um nicht nur auf neue „Teilräumungen und Bullenterror zu reagieren, sondern selbst zu agieren“. An diesem vergangenen Donnerstag scheint die Elb–Metropole mit Solidaritätsaktionen für die ehemals besetzten Häuser in der Hafenstraße und „gegen die Sanierungspolitik des Senats“ überzogen zu sein: 25 Schüler und Studenten besetzen kurz nach zehn Uhr den Privatsender Radio Hamburg und erzwingen ein Interview zum Thema. Vertreter einer Mieterinitiative gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft SAGA - Besitzer der Häuser mit Elbblick - sprechen für die Hafenstraßen–Bewohner und hinterlassen den Tag–X–Aufkleber „Hafenstraße - ein Stück Hamburg“. „Sympathisanten“ protestieren überall in der Stadt mit Flugblättern gegen den geplanten Abriß. Unbekannte brechen in das Büro des Gerichtsvollziehers ein, der bisher die Räumungsmittel in der Hafenstraße vollstreckte - sie verspritzen übelriechende Buttersäure, ebenso wie auch andere Hamburger „Sympis“ in der Baubehörde und anderen Ämtern. Die Polizei reiht am Abend hilflos „16 Straftaten/Demonstrative Aktionen“ hintereinander und gibt Festnahmen von drei Leuten bekannt, die Feuerlöscher vor einer Schule leerten. CDU–Perschau, der zur Hamburg–Wahl Ende Mai gegen den SPD–Bürgermeister von Dohnanyi antritt, fällt auch zum „Tag–X“ nichts Neues mehr ein: „Der Ausgangspunkt der Gewalt sind die Häuser der Hafenstraße. Sie müssen endlich geräumt werden.“ SPD–Innensenator Pawelczyk glaubt: „Das ist erst der Anfang vor der Hamburg–Wahl“, und wiederholt, daß einzelne Wohnungen bereits geräumt sind und daß der Rest auch noch drankommt. Die GAL sieht das anders, aber was den „Tag X“ angeht, spaltet sie sich an der lästigen Gewaltfrage. Pawelczyk wies weiterhin daraufhin, daß für die für heute geplante Demonstration zum Jahrestag von Tschernobyl in der Hamburger City „schärfere Auflagen“ geben werde. Es gehe darum, die „Gewalt als Trittbrettfahrer“ bei ansonsten friedlichen Demonstrationen zu verhindern.