Papiertiger

■ Die Grüne Diskussion über die Stahlkrise

Je ohnmächtiger, desto radikaler. Je weniger Durchsetzungsmacht, desto größer der Selbstbetrug. Das ist zwar kein neues Phänomen, aber soviel idealistisches Geschwätz, ein solches Maß an Selbstgerechtigkeit wie auf der grün bieten als papierene Vergesellschaftungsformeln, die sich allenfalls als Rechtfertigungsraster eignen. Sicher, die IG Metall hat den Arbeitsplatzabbau in der Stahlindustrie lediglich „sozialverträglich“ gestaltet, aber was hat die Linke für die Krisenbranchen zu bieten? Nichts als rückwärts gewandte Formeln. Ohne den bisherigen dramatischen Arbeitsplatzabbau in der Stahlindustrie wären allein zwei Krisenverlaufsmuster geblieben. Entweder die Pleite der jeweiligen Unternehmen oder aber die Vergesellschaftung und damit die gigantische Subventionierung eines unerwünschten „Stahlberges“. Wenn die Überkapazitäten erst einmal geschaffen sind, gibt es aus dieser Falle kein einfaches Entrinnen mehr. In der Autoindustrie bahnt sich Vergleichbares an. Eine Umsetzung der von der IG Metall vorgeschlagenen Beschäftigungsgesellschaft böte für die betroffenen Stahlarbeiter vielleicht einen Ausweg. Faßbarer und durchsetzungsfähiger als die Vergesellschaftung ist der Vorschlag in jedem Fall. Jakob Sonnenschein