Sanfte Frauenpower gegen WAA

■ 5.000 bei Kundgebung in Wackersdorf / 4.000 bilden Energiekreis um Bauzaun / Auch Männer unterstützen die Aktion / Polizei wirbt mit Bonbons für „sanfte Linie“ / Strenge Auflagen bezeugen das Gegenteil

Aus Schwandorf Luitgard Koch

„Weil wir uns nicht an die radioaktive Gefahr gewöhnen wollen, demonstrieren wir heute hier in Wackersdorf in Weiß“, erklärte Karin Rosteck von der BI– Schwandorf. Über 5.000 Personen waren gestern dem Aufruf der „Frauen gegen die WAA“ zur Weißen Demo zum Tschernobyl–Jahrestag auf dem Wackersdorfer Marktplatz gefolgt. In Weiß wollten sich die Frauen „deutlich von der schwarzen Politik in München abheben“. Die Farbe Weiß sei auch deshalb als Symbolfarbe gewählt worden, weil „Weiß die Todesfarbe des Atomzeitalters ist“, so die Diplom–Theologin Beate Seitz– Weinzierl vom Bund Naturschutz auf der Kundgebung. Aber auch die Polizei habe ein Jahr nach Tschernobyl die „weiße Flagge“ gehißt. Seit Ostern propagiert der Polizeipräsident für die Oberpfalz und Niederbayern, Rudolf Fenzl, die „sanfte Linie“ und läßt seine Beamten an Infoständen Bonbons und Buttons mit einer durchgekreuzten Zwille und der Aufschrift „Gewalt nein danke“ verteilen. Auf Gegenliebe stieß er bisher damit nicht. „Über die Prozeßwelle und die harten Strafen läßt sich nicht mit Polizeibonbons hinwegtrösten“, stellte Beate Seitz–Weinzierl klar. Außerdem dokumentiere die Polizei mit ihrem Symbol der durchkreuzten Schleuder einen großen Denkfehler. „Die Gewalt, die von einer Zwille ausgeht, ist gegenüber dem legalen Kriegsgerät der Polizei, Wasserwerfer, Knüppel, CS– und CN–Gas und Gummigeschossen, harmlos“, betonte sie. „Die Zwille ist das Zeichen rechtswidriger Gewalt, bei Schlagstock, Schutzschild oder Wasserwerfer handelt es sich um gesetzlich zugelassene Instrumentarien“, erklärte Fenzel den BIs, die angesichts der verschärften Auflagen für die Demo und der Bereitstellung von einsatzbereiten Wasserwerfern sowie der massiven Polizeipräsenz nach besagter „sanfter Linie“ suchen. Immer mehr werde versucht, die Verantwortung für die Verantaltung auf die Versammlungsleiter/innen abzuwälzen und sie mit der Drohung eines kurzfristigen Verbots der Veranstaltung einzuschüchtern, so Karin Rostek. „Die Teilnahme von vermummten und offensichtlich gewaltbereiter Personen ist durch die eingesetzten Ordner zu unterbinden“, heißt es im Genehmigungsbescheid. Bedenken wurden im Auflagenbescheid auch gegen die angekündigte Rednerin, die grüne Bundestagsabgeordnete Jutta Dithfurt geäußert, da sie sich, nach Zeitungsartikeln zu urteilen, nicht von Blockaden und Absägen von Strommasten ausreichend distanziere. Auf der Kundgebung bezeichnete Jutta Dithfurth das Atomabkommen zwischen Sowjetunion und BRD als eine „makabere Antwort auf Tschernobyl“, da ein Bestandteil des Abkommens der Export von 15 Atomanlagen in die Sowjetunion sei. Unterstützung erfuhren die WAA–Gegner auch aus Schottland. „Euer Bayern ist genauso gefährdet wie unsere Insel“, so Alister Mc Loud aus Dounreay von den Orkney–Inseln. Im Norden Schottlands plant die britische Regierung ebenfalls den Bau einer WAA. Auch für den „Energiekreis“ um den Bauzaun, mit dem die Frauen ihre Verbundenheit mit der Natur demonstrieren wollten, ließen sich die Behörden entsprechendes einfallen. So durfte der Kreis am sogenannten „Chaoteneck“ dem Bauzaun nicht zu nahe kommen. Trotzdem gelang es, den Bauzaun mit rund 4.000 Frauen und Männern - bis auf ein kleine Lücke - zu umzingeln.