D O K U M E N T A T I O N Beim Polizeieinsatz in Südafrika

■ Bei dem seit Wochen anhaltenden Streik der südafrikanischen Eisenbahnarbeiter kam es letzte Woche zu blutigen Überfällen der Polizei auf Versammlungen von Gewerkschaftern

Letzte Woche überfielen Einheiten der südafrikanischen Polizei das Hauptquartier des größten Gewerkschaftsdachverbands COSATU in Johannesburg. Acht Arbeiter wurden bei den Auseinandersetzungen erschossen, Hunderte verletzt. Mehrere Polizisten, darunter der befehlshabende Offizier, erlitten Stichwunden. Die taz dokumentiert in Auszügen den stark zensierten Augenzeugenbericht eines Reporters der südafrikanischen linksliberalen Wochenzeitung Weekly Mail. „Ich sah, wie ein schwer verwundeter und mit Handschellen gefesselter Mann die Treppen des COSATU–Hauses hinuntergestoßen wurde. Mit einem dumpfen Schlag landete er Kopf voraus am Treppenaufgang. Mit Stöcken schlugen die Polizisten auf den bewegungslosen Körper ein. Der Mann bewegte sich nicht. Sie schleppten ihn zu einem bereitstehenden Gefangenentransporter und warfen ihn Kopf voraus hinein. Der Gewerkschaftler war einer von vielen, die während des Angriffs der südafrikanischen Polizei auf das Hauptquartier des Gewerkschaftsdachverbandes COSATU letzten Mittwoch schwer verletzt wurden. Das Drama hatte begonnen, als eine Gruppe von Arbeitern mit Messern und Stöcken bewaffnet sich auf den Weg machte, um ihren von der Polizei bedrängten Kollegen in einem benachbarten Bezirk zu helfen. In dem lokalen COSATU–Büro in dem Johannesburger Stadtteil Germiston hatten rund tausend streikende Eisenbahnarbeiter getagt, um zu beraten, wie sie auf die am Vormittag bekanntgewordene Massenkündigung reagierern sollten. Nach Berichten der Gewerkschaft drangen starke Verbände der südafrikanischen Sicherheitskräfte gegen Mittag in das Gebäude ein und lösten das legale Treffen auf. Mit langen Stockpeitschen, den gefürchteten Sjamboks, verfolgten die Polizisten die flüchtenden Arbeiter. In manchen Fällen eröffneten sie sogar das Feuer. Die ihren Kollegen in Germiston zu Hilfe eilenden Gewerkschaftler wurden von der Polizei am östlichen Stadtrand gestoppt. Mit Tränengas und Maschinengewehrsalven trieben die Sicherheitskräfte die Arbeiter zurück. Eine Blutspur zurücklassend, flohen die Gewerkschaftler in das COSATU–Hauptquartier. Ich sah zwei Arbeiter auf der Straße liegen. Sie waren offensichtlich tot. Einem von ihnen war in den Kopf geschossen worden. Ich rannte ebenfalls zurück in das COSATU–Haus. Kurz darauf wurde das Gebäude von südafrikanischen Streitkräften, die der Polizei zu Hilfe kamen, umstellt. Wiederholt versuchten die Gewerkschaftler, mit der Führung der Sicherheitskräfte zu verhandeln. Ihnen wurde jedoch erklärt, es würde keine Gespräche geben. Stunden später stürmten die Sicherheitskräfte dann das COSATU–Gebäude.“ (mf)