Neue Linkspartei in Griechenland

■ Neue eurokommunistische Partei gegründet / Ökologie wird Parteischwerpunkt / Neue Partei will sich mit der stalinistischen Vergangenheit auseinandersetzen / Intellektuelle prägen das Bild der „Neuen Linken“

Athen (taz) - In der griechischen Hauptstadt ist am Sonntag abend der Gründungskongreß der jüngsten Partei des Landes zu Ende gegangen: Die „Neue Vereinte Linke“ geht auf einen Beschluß der eurokommunistischen griechischen „KP Inland“ (KKES) zurück, die sich vor einem Jahr zugunsten der neuen Formation aufgelöst hatte. Erster Generalsekretär ist der 63jährige Leonidas Kyrkos, der bislang als einziger Abge ordneter der KKES im Parlament saß. Die neue Partei will sich nicht an ein Modell des existierenden Sozialismus anlehnen: „Wir begrüßen voller Hoffnungen die Reformen Gorbatschows und die Reformen in China“, sagte Kyrkos vor dem Parteitag. Den neuen griechischen Linken, die gegen die NATO und die US–Militärs im eigenen Land sind, schwebt das Ideal eines vereinten, von den USA unabhängigen Europas vor: „Die Vereinigung der linken Bewegung in Europa trotz aller Schwierigkeiten und Widersprüche ist heute historische Pflicht.“ Vorrang räumt die Parteiökologischen Problemen ein. Das Bemühen der Parteigründer gilt aber nicht zuletzt dem Versuch, die Vergangenheit der griechischen kommunistischen Bewegung, die Moskau–orientiert und stalinistisch war, zu bewältigen. Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch der Schriftsteller Chronis Bissios. In seinem vor zwei Jahren veröffentlichten Buch „Zum Glück, du bist rechtzeitig ermordet worden“, wagte er sich, 40 Jahre nach dem Bürgerkrieg, als erster an eine Abrechnung mit der stalinistischen Disziplin der damaligen „Kommunistischen Partei Griechenlands“. Die Neue Vereinigte Linke soll eine Alternative zur regierenden sozialistischen Partei PASOK und zu den moskautreuen Kommunisten der KKE werden. In unmittelbarer Zukunft, so hieß es, wolle sie deshalb auch als „autonome“ Partei keine Bündnisse mit PASOK oder KKE eingehen. Der Gründungskongreß wies die kleine Partei als Sammelort insbesondere der bislang parteilosen griechischen Intelligentia aus: Studenten, bekannte Journalisten und Schriftsteller prägten das Bild. Nach einer unlängst veröffentlichten Untersuchung haben etwa 70 Prozent der Partei–Mitglieder Hochschulabschluß oder Abitur. Mehr als die Hälfte ist jünger als 40. Genau die H älfte stammt aus der nun aufgelösten Eurokommunistischen Partei (KKES). Die übrige Hälfte setzt sich aus enttäuschten Mitgliedern der „Panhellenischen Sozialistischen Bewegung“ PASOK oder aus Funktionären der Moskau– orientierten KKE zusammen. Amalia van Gent/er