Säureattentat

■ Gewerkschafter angegriffen / Opfer in Gruppe „Gewerkschafter gegen Wallmann“ engagiert / Politische Motive vermutet

Frankfurt (taz) - Noch ist nicht sicher, ob Reinhold Winter auf dem rechten Auge jemals wieder wird richtig sehen können. Der 2. Betriebsratsvorsitzende der Firma Derndruck in Neu–Isenburg bei Frankfurt liegt im Frankfurter Universitätsklinikum. Er ist Opfer eines Säureattentats, das Mittwoch früh auf ihn verübt wurde. Ein unbekannter Mann hatte Winter vor seiner Wohnung aufgelauert, der gerade zur Frühschicht fahren wollte, und ihm Salzsäure ins Gesicht geschüttet. Über die Motive des Attentats gibt es noch keine genauen Erkenntnisse. Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Grüne und Gewerkschafter/innen“ glaubt ebenso wie die Jungsozialisten und die IG Druck und Papier, Bezirk Frankfurt, daß Winter einem politisch motiverrten Anschlag zum Opfer gefallen ist. Der engagierte Gewerkschafter war 1985 als Streikführer bei Derndruck und später als Mitglied der Gruppe „Gewerkschafter gegen Wallmann“ überregional bekannt geworden. Er wurde im letzten Jahr zum Hauptverantwortlichen für die öffentlich aufgebauschten Rempeleien gestempelt, denen der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Wallmann beim Neujahrsempfang des DGB ausgesetzt war. Am letzten Freitag beteiligten sich rund 500 Menschen an einer Protestkundgebung der IG Druck und Papier Offenbach vor dem Gewerkschaftshaus in Offenbach. Schon beim Streik der Derndruck– Belegschaft 1985 war Winter Zielscheibe von Attentaten: Die Radmuttern waren aufgeschraubt, Sand in den Motor seines Autos geschüttet worden. marke