Gegen Südafrika auf Archäologentag

■ Entgegen einem Beschluß des Senats der Mainzer Universität wollen südafrikanische Wissenschaftler dort am Archäologen–Kongreß teilnehmen / Angeblich handelt es sich nicht um eine offizielle Delegation

Aus Mainz Rolf Gramm

Wegen der Teilnahme von Vertretern Südafrikas droht der für den 31.8. bis 5.9. in Mainz geplante 11. Welt–Archäologen–Kongreß zu platzen. Der ursprünglich für 1986 im britischen Southampton geplante Kongreß war in die rhein land–pfälzische Metropole verlegt worden, nachdem das Southamptoner Organisationskomitee keine Vertreter Südafrikas und Namibias zugelassen hatte. Gegen die bei dem Mainzer Kongreß angekündigte Teilnahme von zwölf Südafrikanern hat sich jetzt ein „Koordinationsausschuß für einen Wissenschaftsboykott Südafrikas“ gebildet. Der Ausschuß, dem Vertreter von SPD, Gewerkschaften, Grünen, dem Mainzer AStA und Ausländergruppen angehören, hat die Stadt Mainz und die Mainzer Johannes–Gutenberg–Universität aufgefordert, ihre Unterstützung für den Kongreß aufzukündigen oder darauf hinzuwirken, daß die Einladung an Vertreter des Apartheid–Regimes rückgängig gemacht wird. Die meisten Veranstaltungen des Kongresses sollen in den Räumen der Universität stattfinden. Der Senat der Uni hatte aber bereits 1986 beschlossen, der Ar chäologen–Tagung nur Räume zur Verfügung zu stellen, „wenn gewährleistet ist, daß keine offiziellen staatlichen Vertreter aus der Republik Südafrika und Namibia oder Mitglieder nationaler Wissenschaftlerdelegationen dieser Staaten teilnehmen werden“. Nachdem der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer, auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsabgeordneten Uschi Eid mitgeteilt hatte, daß eine südafrikanische Delegation erwartet werde, wandte sich jetzt der Präsident der Johannes–Gutenberg– Universität, Prof. Beyermann, erneut an den Direktor des Römisch– Germanischen Zentralmuseums in Mainz, Dr. Weidemann, der mit der Vorbereitung des Kongresses betraut ist. Er machte in seinem Schreiben „zur Vermeidung eines Mißverständnisses betreffs der bedingten Überlassung universitärer Räumlichkeiten“ erneut auf den Senatsbeschluß aufmerksam. „Zur Vermeidung eines Eklats“ forderte der Unipräsident den Museumsdirektor auf, die offenen Fragen baldestmöglich zu klären. Gegenüber der taz erklärte Weidemann, er sei zuversichtlich, daß der Kongreß auch mit südafrikanischen Teilnehmern stattfinden könne, da es sich nämlich nicht um eine offizielle Delegation handele, sondern um Gelehrte, die quasi privat nach Mainz kommen wollen. Der Boykottausschuß verweist demgegenüber darauf, daß die Teilnahme von Wissenschaftlern aus Südafrika und Namibia aufgrund des Kulturboykotts der UNESCO die Mitwirkung insbesondere schwarzafrikanischer Wissenschaftler unmöglich mache. Für den Fall, daß der Kongreß doch mit Beteiligung von Vertretern Südafrikas in Mainz stattfinden sollte, bereiten die Boykottgruppen einen Gegenkongreß vor.