Polizeiknüppel am WAA–Gelände

■ Statt „Gewalt - Nein Danke“ Knüppel und Chemical Mace / 32 Festnahmnen auf dem WAA–Gelände / Rollstuhlfahrer krankenhausreif geschlagen / Drei Haftbefehle beantragt - Greiftrupps mit Fahndungsfotos

Von Wolfgang Gast

Nürnberg (taz) - Während die Polizei am Sonntag auf dem Wackersdorfer Marktplatz im Rahmen ihrer Kampagne „Gewalt - Nein Danke“ noch Flugblätter verteilte, kam es am Baugelände der WAA bereits zu ersten Übergriffen der Beamten. Insgesamt 32 Personen wurden festgenommen und mehrere verletzt. An die 6.000 WAA–Gegner zogen im Anschluß an die „Weiße Demonstration“ in Wackersdorf zum Bauzaun. Der überwiegende Teil der Festnahmen geschah zwischen Haupttor und „Chaoteneck“, nachdem einige Steine über den Zaun geworfen wurden. Polizisten stürmten daraufhin mit gezogenem Knüppel und Chemical Mace zwischen die Demonstranten und griffen Einzelne heraus. Polizisten bildeten einen Halbkreis um einen Festgenommenen, damit niemand verfolgen konnte, wie Beamte den WAA–Gegner an den Betonwall quetschten und dann auf ihm knieten. Fotografen wurden mit dem Schlagstock an der Arbeit gehindert. Ein Rollstuhlfahrer wurde bei den Auseinandersetzungen krankenhausreif geschlagen. Polizisten schlugen ihm den Plastikschild auf den Kopf und den Knüppel ins Genick. Er mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Steinewerfen und Körperverletzung wurde den Festgenommenen als Tatvorwurf genannt. Bei Dreien hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl beantragt. Sechs Personen wurden bei Polizeikontrollen in Gewahrsam genommen. Wie schon an Ostern beobachteten AKW–Gegner Greiftrupps der Polizei, die gezielt nach vermeintlichen Straftätern fahndeten. Grundlage dieser Fahndung sollen ausgewertete Polizeivideos sein, bei denen mit einem neuen Verfahren Papierabzüge von den Videos hersgestellt werden. Diese Fotos sollen Straftaten am Bauzaun belegen, die teilweise über ein Jahr zurückliegen.