Wieder Kontroverse um Sobol–Stück

■ Jüdische Gemeinde in Düsseldorf wendet sich gegen erneute Aufführung der „Palästinenserinnen“ in der BRD / Brief an Bürgermeister in Haifa: „Gibt es nichts Positiveres?“

Aus Tel Aviv Amos Wollin

In der israelischen Presse ist erneut eine Kontroverse um eine geplante Aufführung des Stückes „Die Palästinenserinnen“ von Joshua Sobol in der Bundesrepublik ausgebrochen. Auslöser ist ein Schreiben des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Düsseldorfs, Heinrich Scheinmann, an den Bürgermeister von Haifa, Arje Gurel. Darin spricht sich Scheinmann nachdrücklich gegen ein Gastspiel des Stadttheaters Haifa aus. „Kann ein repräsentatives israelisches Theater nichts Positiveres für seine Vorstellungen in der BRD finden?“, fragte er in einem Interview mit der Zeitung Haaretz. „Außerdem muß das besondere deutsch–israelische Verhältnis berücksichtigt werden. Die großen Erfolge des Präsidenten–Besuchs können verloren gehen, wenn ein solches Stück auf geführt wird. Auch wenn nur ein Prozent der Jüdischen Gemeinde hier der Meinung ist, daß das Stück nicht aufgeführt werden darf, dann muß man die Vorstellung vermeiden.“ In dem Stück geht es um den vergeblichen Versuch einer Palästinenserin und eines Israelis, zusammenzuleben. Das Stück ist hier bereits aufgeführt worden und soll jetzt erneut auf Tournee gehen. Die Aufführung der Sobol– Stücke in der BRD war in der Vergangenheit auch in Israel auf zum Teil scharfe Kritik gestoßen. Doch es gibt auch andere Stimmen, wie die des angesehenen Theaterkritikers Michael Handelsalz. In einem Artikel in der Zeitung Haaretz vom Montag verwies er darauf, daß das „hervorragende Drama“ keineswegs anti–israelisch sei. „Das alles wäre nicht so schlimm, wenn mir nicht bekannt wäre, daß es in Israel eine Menge Politiker gibt (...), die dies mit Freude aufgreifen und in den Düsseldorfer Chor einstimmen, ohne irgendwelche intellektuellen Anstrengungen zu unternehmen, um die Bedeutung der Aufführung dieses Stückes in Israel und im Ausland zu begreifen. (...) Den Düsseldorfer Juden kann es jedoch nicht schaden, wenn man sie ein wenig aus der Ruhe bringt und verwirrt. Ihre Klischees vom Stolz Israels nach dem Holocaust mögen ruhig ins Wanken geraten“, meinte der Kritiker in bezug auf die Befürchtung der Jüdischen Gemeinde, das Stück würde verwirren. „Nach der Vorstellung kehrst du in die bestehende, quasi geordnete Realität zurück, eine Realität, die kein Theater ändern kann, weder zum Guten noch zum Bösen. Die Düsseldorfer Juden können die Vorstellung aushalten, wenn sie die Wirklichkeit aushalten.“