Anklage gegen Münchner Baulöwen

Berlin(taz)– 500 Seiten stark ist die Anklageschrift, die die Berliner Staatsanwaltschaft gestern dem in Berlin einsitzenden Münchner Baubetreuer Bernd Bertram zugestellt hat. Die Fleißarbeit weist zahlreiche Vorwürfe gegen den 43jährigen Ingenieur auf, der beim Bau in der Halbstadt das große Geld machen wollte und dafür auch seine Beziehungen zu hochrangigen Politikern der Stadt spielen ließ. Von 1982 bis 1985 soll Bertram ungerechtfertigt über zehn Millionen Mark Provision im Zusammenhang mit dem Projekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ kassiert haben. Um sich das „Wohlwollen“ des damaligen Geschäftsführers, Adolf Blasek (SPD), zu sichern, soll Bertram ihn mit 260.000 Mark bedacht haben. Von besonderer Brisanz dürfte sein, daß Bertram außerdem dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden von „Stadt und Land“ und bis Juli 1986 amtierenden Staatssekretär für Finanzen, Günther Schackow (CDU), das Wohnrecht in einem österreichischen Ferienhaus zugesichert und ihm außerdem drei Millionen Mark Schmiergeld versprochen haben soll. Schackow sitzt seit Oktober 1986 in Untersuchungshaft. Gestern begann in Berlin auch der Prozeß gegen einen Mitarbeiter der Senatsbauverwaltung, der ebenfalls von Bertram in Höhe von 155.000 Mark bestochen worden sein soll. bmm