„Dieser von Gott verbotene Krieg“

■ Empörung über US–Mittelamerikapolitik nach Ermordung des amerikanischen Aufbauhelfers durch die Contra / Offener Brief an Shultz / Vater des Opfers fordert Ende der Intervention

Washington/Managua (afp) - Die Ermordung des amerikanischen Aufbauhelfers Benjamin Linder durch nicaraguanische Contras hat in den USA eine neue Welle der Kritik an der Mittelamerikapolitik der Regierung ausgelöst. Der 27jährige war am Dienstag als erster US–Bürger von Antisandinisten erschossen worden. In einem Brief an Außenminister George Shultz hat der demokratische Abgeordnete Les AuCoin am Donnerstag die Auslieferung der Schuldigen verlangt. In dem auch von anderen Parlamentariern un terzeichneten Schreiben hieß es, die US–Regierung wende mehr Zeit auf, „diesen von Gott verbotenen Krieg zu finanzieren, als die Armut in Mittelamerika zu beseitigen“. Der ehemalige US–Botschafter bei den Vereinten Nationen, Andrew Young, machte die Regierung der USA für die Ermordung Linders verantwortlich. In der nordnicaraguanischen Stadt Matagalpa erklärte er, der Tod des Aufbauhelfers sei „ein notwendiges Opfer, um das nordamerikanische Volk dazu zu bringen, sich gegen Reagan zu erheben.“ Auch der Vater des Ermordeten, David Linder, gab der US–Regierung die Schuld am Tod seines Sohnes und forderte ein Ende der Interventionspolitik in Mittelamerika. „Die Vereinigten Staaten müssen aus Nicaragua, Honduras, El Salvador und Guatemala herausgehen und diese Völker sich in Frieden entwickeln lassen“. Vor dem Botschaftsgebäude in Managua versammelten sich am Mittwoch und Donnerstag etwa 200 Amerikaner, um gegen die Politik ihrer Regierung zu protestieren. Am Mittwoch waren Mitarbeiter der Botschaft in den Norden Nicaraguas gereist, um den Vorfall an Ort und Stelle zu untersuchen. Die Nicaragua–Solidaritätsgruppen in den USA sind entschlossen, weiterhin freiwillige Aufbauhelfer in das mittelamerikanische Land zu entsenden. Es gehe darum, dem „Volk von Nicaragua ein anderes Gesicht der Vereinigten Staaten zu zeigen“, erklärten Sprecher verschiedener Organisationen in Washington, die zugleich beklagten, daß die „Kugeln, die Linder töteten, vom Geld amerikanischer Steuerzahler bezahlt worden“ seien. Vor dem Büro des Contra–Dachverbandes „Nicaraguanische Oppositions–Union“ in der amerikanischen Hauptstadt fand am Donnerstag eine Protestkundgebung statt. Die Contras haben inzwischen dementiert, Linder auf eine „Todesliste“ von Personen gesetzt zu haben, die als Kollaborateure der Sandinisten umgebracht werden sollten. Eine solche Liste habe es nie gegeben, erklärte die Nicaraguanische Oppositions– Union am Donnerstag in Miami.