Anzeige wegen „Kannibalismus“

■ Bischöfliches Ordinariat Berlin rügt taz–Beitrag / „Verspottet Christen und Kirche“

Berlin (taz) - Eine Strafanzeige unter „allen rechtlichen Gesichtspunkten“, besonders wegen Beschimpfungen von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften, hat das Bischöfliche Ordinariat Berlin gegen die „taz“ gestellt. Stein des Anstoßes ist der in der Osterausgabe der „taz“ vom 18. April erschienene Beitrag zur Geschichte des Kannibalismus unter dem Titel „Gourmands und Gourmets - Gut abgehangen am Kreuz ist er allgegenwärtig. Zum Osterfest einige Tips, was etwas kultiviertere Küchen daraus machen würden.“ Durch die Aufmachung - die Überschrift, drei Zeichnungen und die als Motto vorangestellten Einsetzungsworte für das Abendmahl - „Das ist mein Leib..., das ist mein Blut...“ - werde eine Beziehung zwischem dem Artikel und der christlichen Religion hergestellt. In seiner Beschwerde beim Deutschen Presserat nennt das Ordinariat die taz–Veröffentlichung eine „in einer freien Presse(ja wo denn sonst, Hochwürden ???) nicht für möglich gehaltene Verspottung der Christen und der Kirche.“ Ohne Würdigung des Inhalts des Artikels müsse unterstellt werden, „daß die in Wort und Bild herbeigeführte Kombination mit Christus... sowie dem Wortlaut der Heiligen Schrift mit den Einsetzungsworten des Altarsakraments eine Verhöhnung und Verunglimpfung der Kirche inkauf nimmt.“ Taz–Redaktions–Gourmand Arno Widmann, der den Kannibalen–Beitrag ins Blatt rückte, hat diese Unterstellung gegenüber der Katholischen Nachrichten Agentur mit dem Hinweis beschieden, daß ein nicht–kannibalistisches, symbolisches Verständnis der Heiligen Worte „Das ist mein Leib“ in der Vergangenheit auf den Scheiterhaufen der Inquisition führte. Insofern sei die Aufregung darüber, daß diese Aussage wörtlich genommen wird, unverständlich. mbr