„Arm in Arm mit den Streikposten“

■ Mai–Kundgebungen im Zeichen der Tarifauseinandersetzung / Herrliches Wetter und mäßiger Besuch Bei den Tarifkämpfen in der Druckindustrie ist selbst ein Streik nicht mehr ausgeschlossen

Berlin (taz/dpa/ap) - Die noch nicht abgeschlossene Tarifauseinandersetzung um kürzere Wochenarbeitszeit hat in diesem Jahr die Maikundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) geprägt. Trotz herrlichen Sonnenwetters in allen Teilen der Bundesrepublik war die Beteiligung an den Kundgebungen mäßig. DGB–Chef Ernst Breit hat nur vor 15.000 Menschen gesprochen; sagt der Polizeibericht die Wahrheit, sogar nur vor 5.000. DGB–Chef Ernst Breit sagte der IG Druck und Papier die Unterstützung des DGB zu, falls es im Druckbereich noch zu einem Streik um die 35–Stunden–Woche kommen sollte. Der von der IG Metall erzielte Kompromiß, die 37–Stunden–Woche bis 1989, nannte Breit einen Erfolg. Steinkühler forderte die Bundesregierung zum aktiven Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit auf. Der Skandal der Massenarbeitslosigkeit werde allerdings nicht mit der „Ideologie der Sozialpartnerschaft“, sondern mit dem „Ausbau der gewerkschaftlichen Gegenmacht“ zu überwinden sein. Für das nächste Jahr kündigte die ÖTV–Vorsitzende Monika Wulf–Mathies auf der Berliner Maikundgebung vor dem Reichstag einen neuen Anlauf zu kürzeren Arbeitszeiten auch im Öffentlichen Dienst an. Detlef Hensche von der IG Druck und Papier warnte in Bielefeld nachdrücklich vor der Annahme, daß die diesjährige Tarifrunde schon gelaufen sei. Wegen der Weigerung der Druckunternehmer, den Tarifkompromiß der Metallindustrie auch auf den Druckbereich zu übertragen, forderte Hensche den DGB auf, die Vorbereitungen für einen möglichen Arbeitskampf fortzusetzen. Die Parteien im größten Tarifbezirk der Metallindustrie, Nordrhein–Westfalen, konnten sich auch in der Nacht auf Freitag nicht auf die Übernahme des Kompromisses einigen, den IGM–Chef Steinkühler und Gesamtmetall– Präsident Stumpfe in der vorigen Woche erzielt hatten. In sechs Tagen läuft die Frist für die Übernahme ab, die für die regionalen Verhandlungen gesetzt worden war. Hauptstreitpunkt in NRW, aber auch in Hamburg ist die Forderung der Arbeitgeber, den Samstag zum normalen Arbeitstag zu machen. Im Gegensatz zum Bezirk Nordwürttemberg/Nordbaden gibt es in diesen beiden Bezirken keine tariflichen Einschränkungen für die Samstagsarbeit. Am Donnerstag hatten bereits 20.000 Metaller, vor allem in Bremen und Oldenburg, mit Warnstreiks gegen das Verlangen der Arbeitgeber nach genereller Einführung der Samstagsarbeit protestiert. marke