Versöhnungstreff am Swimmingpool

■ In Managua fand die 77. Konferenz der IPU statt

Aus Managua Ralf Leonhard

Eine Woche lang war Managua ein Ort der Begegnung. Da plauderte El Salvadors Parlamentspräsident Guevara Lacayo am Swimmingpool des Intercontinental Hotels mit Ruben Zamora, dem Vizepräsidenten der „Revolutionär–Demokratischen Front“ (FDB) El Salvadors. Da wurden deutsch– deutsche Beziehungen zwischen den Delegationen gepflegt, die wegen der alphabetischen Sitzordnung miteinander in Kontakt kommen mußten. Da wurde sogar die Basis für eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Ecuador und Nicaragua geschaffen, die Ecuadors konservativer Präsident Leon Febres Cordero vor fast zwei Jahren abgebrochen hatte. Anlaß der ungewöhnlich lockeren Begegnungen war die 77. Konferenz der Interparlamentarischen Union, IPU, die am vergangenen Samstag zu Ende ging. Die Konferenzen der IPU haben selten politische Konsequenzen. Zweimal im Jahr treffen sich Parlamentarier aus aller Welt, um über die Probleme derselben zu diskutieren. Auf dieser Ebene war dann in der vergangen Woche sogar eine Annäherung zwischen den USA und Nicaragua möglich. Nicaragua verzichtete auf die ausdrückliche Nennung der US–Regierung in dem Abschnitt, wo das 1985 gegen Nicaragua verhängte Handelsembargo bedauert wird. Die US–Delegation ermöglichte daraufhin die einstimmige Verabschiedung der Resolution über die Verbesserung des Welthandels sowie der Zentralamerikaresolution, in der Nicaragua als Opfer einer „aggressiven und illegalen Politik bezeichnet“ wurde. Ein Dokument über den Nahen Osten garantierte sowohl das Existenzrecht Israels als auch das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Die Vertreter christdemokratischer Parteien nutzten die Gelegenheit, um auf Freilassung von 15 Mitgliedern ihrer nicaraguanischen Bruderpartei PSC zu drängen, die wegen verschiedener Delikte zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden oder in Untersuchungshaft sitzen. Kommandant Bayardo Arce wies die Forderung jedoch zurück, da die Politiker wegen konkreter Delikte in Haft seien.