USA haben Einwanderungsgesetze verschärft

■ Ein dornenreicher Weg für die „Illegalen“ zur US–Staatsbürgerschaft / US–Behörden auf die Antragswelle nicht vorbereitet / Ehrenamtliche Organisationen sollen die Anträge bearbeiten, ohne die dafür nötigen Mittel zu bekommen / Viele „Illegale“ werden untertauchen

Berlin (wps/taz) - Das Land der Einwanderer hat der Welt erneut gezeigt, wie fürsorglich es die Millionen Zufluchtsuchenden an seinen Grenzen behandelt. So zumindest preist die Reagan–Regierung ihr gestern in Kraft getretenes neues Einwanderungsgesetz an. Seit Dienstag können alle illegalen Einwanderer, die vor dem 1. Januar 1982 in die USA gekommen sind, innerhalb eines Jahres eine befristete Aufenthaltserlaubnis beantragen, die als erster Schritt zur Einbürgerung gilt. Doch nur etwa die Hälfte der rund zwölf Millionen „illegal immigrants“ wird in den Genuß des amerikanischen Traums gelangen, der anderen Hälfte droht verschärfte Verfolgung und Abschiebung. Arbeitgeber, die jetzt noch „Illegale“ beschäftigen, riskieren nach einer Verwarnung im Wiederholungsfall Strafen bis zu 10.000 Dollar. Außerdem sollen die Grenzen besser kontrolliert werden. Doch auch für die glücklichere Hälfte wird es bis zur Erfüllung des Traums ein dornenreicher und vor allem kostspieliger Gang durch den Antragsdschungel. Von der Regierung weder finanziell noch personell auf den erwarteten Ansturm vorbereitet, sollen Hunderte von kirchlichen und privaten Hilfsorganisationen die Amnestiewilligen registrieren, medizinisch untersuchen, erkennungsdienstlich behandeln und an die 107 extra von der Einwandererbehörde „eröffneten“ Legalisierungsbüros weiterleiten. Mitarbeiter der freiwilligen Hilfsorga nisationen erwarten dann auch „ein furchtbares Durcheinander“, so der Direktor des katholischen Beratungsbüros für illegale Einwanderer, Gilbert Carrasco. Andere Berater befürchten, daß Viele von dem Chaos abgeschreckt werden und sich nicht trauen, einen Antrag zu stellen. Beispielsweise war selbst am Dienstag noch unklar, ob die Antragsteller auch auf AIDS untersucht werden sollen. Außerdem ist die „Legalisierung“ nicht kostenlos. Trotz zahlreicher Proteste gegen die hohen Gebühren müssen Einzelperson 185 Dollar und Familien 420 Dollar berappen. Ein Teil der privaten Berater lassen sich zudem ihre Dienste gut bezahlen. Bis zu 1.800 Dollar werden die meist schlecht verdienenden Einwanderer für die Hilfe beim Ausfüllen des nur auf englisch gedruckten Antragformulars, für die medizinische Untersuchung und die erkennungsdienstliche Behandlung hinblättern müssen. Das Chaos und die hohen Kosten sind jedoch ein vergleichsweise kleiner Stolperstein auf dem Weg zur amerikanischen Staatsbürgerschaft. Problematischer wird es für viele sein, den vom Gesetz geforderten Nachweis zu führen, daß sie schon vor dem 1. Januar 1982 im Lande lebten. In der Illegalität sind offizielle Papiere dieser Art nur schwer zu besorgen. Schon Lohnzettel, Quittungen oder ähnliches können möglicherweise zur Entdeckung führen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Angst, in eine Falle gelockt und wieder abgeschoben zu werden, falls der Nachweis nicht stichhaltig genug ist. Für Joe Murray, Vorsitzender eines Zusammenschlusses von Einwandererunterstützungsorganisationen in Nord–Texas, steht deshalb fest, daß das Gesetz „mehr Leute dazu veranlassen wird, sich weiter zu verstecken, als aus der Illegalität herauszutreten.“ mf