Uni–Streiks weiten sich aus

■ In Niedersachsen sind mehrere tausend Studenten im Streik / Die Aktionen richten sich gegen Sparbeschlüsse im Wissenschaftsbereich / Landesregierung setzt auf baldiges Protestende

Aus Hannover Axel Kintzinger

An den niedersächsischen Fachhochschulen und Universitäten breitet sich eine Streikwelle aus. Der Studentenprotest richtet sich gegen die jüngsten Sparbeschlüsse der CDU–geführten Landesregierung, wonach besonders im Wissenschaftsbereich gravierende Maßnahmen vorgenommen werden sollen. Vor allem die Einführung von Studiengebühren bei Überschreitung der Regelstudienzeit um drei Semester stößt auf Protest. Die Regierung sieht eine Gebühr von 500 bis 1000 DM pro Semester vor. An vielen niedersächsischen Hochschulen bestimmen in diesen Tagen Vollversammlungen und Demonstrationen das Bild. Die Fachhochschulen Wilhelmsha ven und Emden werden bereits vollständig bestreikt, an der Universität Hannover tritt ein Fachbereich nach dem anderen in den Ausstand. Auch an den Unis in Göttingen und Braunschweig werden derzeit Streiks vorbereitet. Die genaue Anzahl der streikenden Studenten ist noch nicht zu ermitteln. Der AStA der Uni Hannover ging gestern von „einigen Tausend“ landesweit aus, deren Zahl kontinuierlich steige. Die Studenten betonen, daß sich der Ausstand „nicht gegen den Unibetrieb“ und „nicht gegen die Professoren, sondern gerade für deren Stellen“ richte. Die geplanten Sparmaßnahmen im Bildungsbereich belaufen sich auf etwa 180 Millionen DM und beinhalten Stellenstreichungen beim wissenschaftlichen Personal und Einschränkungen bei Neuanschaffungen und Reparaturen. Eine Reaktion der Landesregierung auf die sich ausbreitende Streikwelle blieb bisher aus. Da es sich bei den Sparbeschlüssen um eine Kabinettssache handele, will das Wissenschaftsministerium, so ein Sprecher gestern in Hannover, keine Stellungnahme zu den Unruhen abgeben. Die könne nur von Ministerpräsident Albrecht kommen, und der befindet sich momentan in Bulgarien. Für Freitag nächster Woche sei jedoch mit einer Regierungserklärung zu rechnen. Bis dahin, so die Einschätzung der Landesregierung, würde der Protest sich wieder legen. Die Studenten wollen ihren Streik jedoch unbefristet fortführen.