Secord: Reagan kannte Contra–Deal

■ Der zweite Tag der Kongreß–Hearings über die Iran–Contra–Affaire brachte für Reagan unangenehme Aussagen / Ex–General und North–Komplize Secord fühlt sich im Stich gelassen

Aus Washington Stefan Schaaf

Präsident Reagan sei von Oberstleutnant Oliver North mehrmals über die Finanzierung der Contras durch den Waffen–Deal mit dem Iran informiert worden. Dies war die wichtigste Aussage am zweiten Tag der Vernehmung von Richard Secord durch den „Irangate“–Untersuchungsausschuß des US–Kongresses. Der ehemalige Pentagon–General und Waffenhändler beschuldigte außerdem Reagans früheren Sicherheitsberater Robert McFarlane, im November vergangenen Jahres eine falsche Chronologie der Iran–Initiative erstellt zu haben und so für eine Irreführung des Kongresses gesorgt zu haben. Secord setzte am zweiten Tag seiner Vernehmung seine offensive Verteidigungsstrategie fort. Sie geht davon aus, daß sowohl der Waffenhandel mit dem Iran als auch die private Nachschuboperation für die Contra eine kommerzielle Unternehmung gewesen sei, die nicht im offiziellen Auftrag der Regierung, sondern lediglich in deren Interesse durchgeführt worden sei. Er, Secord, habe das finanzielle und operationelle Risiko beider Aktionen getragen; insofern sei auch das Geld, das aus dem Waffenverkauf an den Iran nach Zentralamerika geflossen ist, letztendlich seines gewesen. Mit dieser Argumentation versucht Secord dem Vorwurf zu begegnen, daß durch die Operation Beschränkungen, die der Kongreß der Reagan–Administration in Bezug auf Zentralamerika auferlegt hatte, gebrochen wurden. Auf eine entsprechende Frage des Untersuchungskomitee–Anwalts John Nields, der die Befragung leitete, sagte Secord, er habe selbst nie mit dem Präsidenten über die beiden Initiativen gesprochen. Von Oliver North jedoch habe er erfahren, jener habe „mehrmals gegenüber dem Präsidenten bemerkt, daß es ironisch sei, wenn der Ayatollah die Contra finanziert, ohne es zu wissen“. Reagan hat bisher strikt verneint, über Norths Aktionen zur Finanzierung der Contra, ob durch privates Spendensammeln oder Abzweigung von Profiten aus dem Waffenhandel, gewußt zu haben. Zugegeben hat Reagan lediglich Kenntnis über private Spenden, die angeblich für Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Contra in den USA verwendet worden sind. Ob Reagan dies noch lange aufrechterhalten kann, ist fraglich. Am Mittwoch hat sich der zweite Drahtzieher der Spendenaktion, Richard Miller, ein Werbefachmann und früherer Wahlkampfberater Reagans, wegen der Spendensammlung für die Contra der Steuerhinterziehung für schuldig bekannt. Man erwartet, daß seine Aussagen weitere Details über di Mitwirkende und Mitwisser der Affaire bringen. Secord hat seine Verteidigungsstrategie - nichts Illegales getan zu haben, dennoch von der Spitze der Administration aus Feigheit im Stich gelassen worden zu sein - bisher recht überzeugend vertreten. Die Anhörung ließ deutlich werden, daß er die Reagan–Administration nicht vor peinlichen Enthüllungen bewahren wird.