Hart is out

■ Zu Harts Ausscheiden aus dem Präsidentschaftsrennen

Skrupelloser Schmierenjournalismus a la Bild ist eigentlich nicht die Art der eher konservativen Zeitungen „Miami Herald“ und „Washington Post“. Allerdings ist es eine Art Volkssport in den USA, das Vor– und Privatleben der Spitzenkandidaten für das Präsidentschaftsamt genauestens zu durchleuchten. Deshalb ist Gary Hart auch nicht der erste Kandidat, der an so geilen Nebensächlichkeiten wie Seitensprüngen scheiterte. Seine Spitzenstellung hatte Hart ohnehin nur dem Umstand zu verdanken, daß chancenreichere demokratische Politiker wie Senator Kennedy oder der Gouverneur des Bundesstaates New York, Cuomo, eine Kandidatur ablehnten. Gegenüber seinen anderen Konkurrenten besaß er hingegen den Vorteil des höheren Bekanntheitsgrades, den er sich bei den letzten Wahlen erkämpft hatte. Doch das Parteiestablishment, das den „Newcomer“ schon 1984 hängen ließ, stand ihm auch 1987 skeptisch gegenüber. Auf Kritik stieß zum Beispiel, daß er seine Kampagne nicht in irgendeinem Nobelhotel, sondern hoch über den Wolken auf einem Felsplateau in den Rockies ankündigte. Das Ausscheiden des Yuppi Hart birgt vollkommen neue Möglichkeiten für das Kandidatenrennen. Die Popularität des schwarzen Jesse Jackson wird nicht ausreichen, die ihm jetzt zugefallene Führungsrolle lange zu halten. Der demokratische Saubermann und Rüstungsexperte Sam Nunn wird sich hingegen Chancen ausrechnen, als Kandidat der Mitte auch von Reagan enttäuschte Republikaner auf seine Seite ziehen zu können und so den Demokraten zum Sieg zu verhelfen. Michael Fischer