Biedenkopf ausgeblümt

■ Kohl serviert den „kleinen Professor“ ab / Blüm wird neuer CDU–Chef in NRW Er hatte noch am Donnerstag Biedenkopf versichert, nicht kandidieren zu wollen

Von Jakob Sonnenschein

Düsseldorf (taz) - Bundesarbeitsminister Norbert Blüm wird neuer Vorsitzender der nordrhein–westfälischen CDU. Darauf einigten sich die Parteispitzen am Freitag in Bonn und Neuss. Drahtzieher dieser überraschenden Entwicklung ist Bundeskanzler Kohl, der die Entscheidung schon Donnerstag abend festgezurrt hatte. Noch am Vormittag hatte Biedenkopf bei einem Gespräch mit Düsseldorfer Journalisten von einem Telefonat „mit meinem Freund Norbert Blüm“ berichtet, der ihm versichert habe, nicht zu kandidieren. Unterdessen wurde in Bonn die Nachfolge schon geregelt und der geschäftsführende Landesvorstand für den Freitag morgen um 11 Uhr nach Bonn beordert. Das achtköpfige Gremium faßte dann einen Beschluß, den man aus Sicht von Biedenkopf nur als Unterwerfungserklärung gegenüber dem Bundeskanzler deuten kann. Wörtlich heißt es in dem Beschluß: Der Vorstand „begrüßt“, daß Blüm seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt hat. „Der Landesvorsitzende Kurt Biedenkopf erklärt, daß er bereit ist, dem Wunsch des Bundesvorsitzenden und des Generalsekretärs zu entsprechen, auf eine erneute Kandidatur zum Landesvorsitzenden zu verzichten“. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar Seite 4 Biedenkopf, der, so eine Bonner Beobachterin, die Verlesung des Beschlusses durch Heiner Geißler „wie ein begossener Pudel“ verfolgte, gestand verbittert seine Niederlage ein. Die Entscheidung sei für ihn „nicht leicht, aber notwendig“ gewesen. Am frühen Freitag morgen sei er von der Entwicklung „überrascht“ worden. Offen ließ Biedenkopf seine weiteren politischen Absichten. Er werde sein „ganzes Wissen“ und „seine ganze Kraft weiter bei der Union einsetzen“, ob auch im Landesvorstand, sagte er nicht. Während Geißler der Sitzung in Neuss beiwohnte, machte Blüm unterdessen in Rheinland–Pfalz Wahlkampf. In Neuss wurde er sowieso nicht mehr gebraucht. Ein Biedenkopf–Getreuer: „Das ist doch alles nur noch Fassade“.