BASF: „Da sind wir im Krieg“

■ Der Chemiemulti liegt mit Umweltministerium von Rheinland–Pfalz im Clinch / Grund: Minister Töpfer hatte Grenzwerte für die Einleitung des Pflanzengifts 2,4–D in den Rhein erlassen / BASF stellte die Produktion ein

Aus Ludwigshafen Felix Kurz

Der Ludwigshafener Chemiemulti BASF liegt mit dem rheinland–pfälzischen Umweltministerium im Clinch, um die Produktion der hochgiftigen Di–Clorphenoxy–Essigsäure (2,4–D) wiederaufnehmen zu können. Die Chemiemanager haben offenbar in zahlreichen Gesprächen mit Spitzenpolitikern versucht, die zur Zeit wegen eines „Störfalls“ vom 21. November vergangenen Jahres stillgelegten 2,4–D–Produktionsanlagen wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Grünen in Ludwigshafen teilten der Presse mit, das hätten sie aus Behördenkreisen erfahren. Bei dem „Störfall“ gelangten damals rund 2.000 Kilogramm der hochgiftigen Substanz in den Rhein. Als Reaktion auf diese Rheinverseuchung setzte der damalige rheinland–pfälzische Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) einen Einleitungsgrenzwert für die BASF–Kläranlage für 2,4–D auf 0,1 mg/Liter fest. Bis dahin existierten für den krebserregenden Stoff keinerlei Richtlinien. Der Ludwigshafener Chemiekonzern sah sich allerdings nicht in der Lage, den von Töpfer verlangten Einleitungswert einhalten zu können, so daß man die Produktion der Di–Clorphenoxy–Essigsäure nicht wieder aufnahm. Vorher hatte das Unternehmen 0,5 - 0,6mg/l in den Rhein geleitet. Nach der Töpfer–Entscheidung, der als erster Umweltminister gegenüber der BASF in der 2,4–D–Affäre nicht zurücksteckte, gerieten die Ludwigshafener Chemiemanager in Rage. Sie setzten kurzerhand 50 Mitarbeiter des 2,4–D–Werkes auf andere Arbeitsplätze um. Arbeitsdirektor Detlef Dibbern, im BASF– Vorstand für Umweltschutz zuständig, pfiff den Umweltminister mit den Worten an: „In dieser Sache sind wir miteinander im Krieg.“ An der Herstellung des Unkrautvernichters U 46, das als Wirkstoff 2,4–D enthält, hatte die BASF bisher gut verdient. Als „Agent Orange“ wurde 2,4–D im Vietnam–Krieg von den Amerikanern als „Entlaubungsmittel“ eingesetzt. Wie giftig diese Substanz ist, belegt auch eine neue Untersuchung aus dem Jahre 1986, durchgeführt an Landarbeitern in Kansas, die 2,4–D benutzten. Zehn Prozent von ihnen erkrankten an der äußerst seltenen Krebsgeschwulst der Lymphknoten. Die rheinland–pfälzischen Grünen befürchten nun, daß die BASF eine Ausnahmeregelung für ihr Werk bei den Behörden durchsetzen will, zumal Töpfer nach Bonn gewechselt ist. Zuständig wäre nämlich die Bezirksregierung in Neustadt, die jegliche telefonische Stellungnahme mit der Begründung verweigerte, man antworte nur auf schriftliche Fragen.