Noch hält die Koalition in Israel

■ Um einen Bruch der Koalition zu vermeiden, unterbrach das Kabinett Beratung zur Nahost–Friedens– strategie / „Peace Now“–Aktivisten demonstrierten / Außenminister Peres kann weiter sondieren

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Nach fünfstündigen Beratungen über die zwischen der Arbeiterpartei und dem Likud–Block umstrittene internationale Nahostkonferenz ist die Dringlichkeitssitzung des zehnköpfigen israelischen inneren Kabinetts am Montag unterbrochen worden. Über die Inhalte der Gespräche wurde Stillschweigen bewahrt. Offenbar wollen beide Parteien zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Bruch der Regierungskoalition vermeiden. Ein Kompromiß könnte beinhalten, daß Peres seine Sondierungsgespräche fortsetzt, ohne daß sich das Kabinett offiziell für eine Nahostkonferenz ausspricht. Hintergrund der Kontroverse ist, daß Außenminister Peres am Montag einen Vorschlag zur Entscheidung vorlegen wollte, der eine internationale Nahost–Friedenskonferenz vorsieht, die bilaterale Verhandlungen zwischen Israel und Jordanien möglich machen soll. Die PLO soll von den Gesprächen weiterhin ausge schlossen bleiben. Peres hatte wiederholt mit der Aufkündigung der Koalition und vorgezogenen Neuwahlen gedroht, falls der Likud–Block weiterhin bei seiner Haltung bleibt, zwar direkte israelisch–jordanische Gespräche zu befürworten, eine internationale Konferenz jedoch abzulehnen. Die Beratungen des Kabinetts sollen jetzt am Mittwoch, unmittel bar vor der Abreise von Peres nach Washington, fortgesetzt werden. Am Vorabend der Kabinettssitzung war Jerusalem Schauplatz von zwei Demonstrationen. Nach Jahren der Inaktivität zogen rund 1.500 Anhänger von „Peace Now“ durch die Straßen, um damit die Politik von Shimon Peres zu unterstützen. Die Unterstützung für Peres und seine Mitstreiter bringt Peace Now jedoch in Konfrontation mit radikalen Kräften vor allem aus den besetzten Gebieten, die sich gegen jeden „territorialen Kompromiß“ wehren. Die radikalen Siedler führten eine Gegendemonstration unter Leitung der Sekretärin der Siedlerbewegung Gush Emunin, Daniela Weiss, und der Abgeordneten der Tehiya– Partei, Geula Cohen, durch. Sie warfen den Friedensaktivisten „Verrat der nationalen Interessen“ vor. Die Anhänger von Gush Emunin, Tehiya und auch der rassistischen Kach–Bewegung des Rabbis Kahane konnten am Sonntag zahlenmäßig rund die Hälfte der Peace–Now–Aktivisten auf die Beine stellen. Sie versuchten, die genehmigte Demonstration der Friedensbewegung zu stören und warfen ihnen „Defaitismus“ sowie „Aufgabe der besetzten Gebiete“ vor. Die Polizei mußte eingreifen, um die beiden Züge zu trennen und handfeste Auseinandersetzungen zu verhindern.