Malta wendet nur innen

■ Nach dem Wahlsieg der Konservativen

Der Wahlsieg der Konservativen in Malta wird der Insel zweifellos einschneidende Veränderungen bringen - allerdings nicht die, auf die unsere Kalten Krieger hoffen. Der neue Ministerpräsident Fenech Adami wird vor allem innenpolitisch zum Kahlschlag ansetzen: Seine Klientel ist die anglophile Mittelschicht, und der ist Planwirtschaft, Preisstop und Einkommenskontrolle seit Jahren ebenso ein Dorn im Auge wie ein von der Labourparty angestrebter Wohlfahrtsstaat. Sichtbare Erfolge allerdings - etwa ein Rückgang der Arbeitslosigkeit, werden die Konservativen am ehesten dort holen, wo sie mit wirtschaftlich lukrativen Lockangeboten ausländische Investitionen ins Land holen können. Außenpolitisch jedoch wird Adami trotz starker Worte für eine NATO– freundliche Politik bei der traditionellen Schaukelei Maltas zwischen West und Ost bleiben. Dafür bürgen schon die arabischen Bindungen fast der Hälfte der Bevölkerung. Und die NATO–Politiker werden es sich dreimal überlegen, ob sie mit der Durchsetzung ihres Wunsches nach strategisch unbedeutenden Marine– Basen auf der Mittelmeerinsel die traditionell hervorragende Mittlerfunktion Maltas aufs Spiel setzen wollen. Bei Nahostkonflikten und Spannungen im Mittelmeerraum hat sich die Hauptstadt La Valletta bislang noch immer als Ort für geheime oder „zufällige“ Treffen westlicher Politiker mit Abgesandten aus Syrien, dem Libanon, Ägypten und selbst aus Libyen bewährt. Mag sein, daß die heraufziehenden sozialen Spannungen Malta zum Pulverfaß machen. Zum „größten Flugzeugträger der Welt“, wie Churchill die Insel einst nannte, wird sie sicher nicht mehr werden. Werner Raith