Prozeß um „St. Georg“ abgeschlossen

Essen (taz)– Mit einer Geldbuße von 12.000 DM für die Frau, die den größten Skandal in der privaten „Wohlfahrtspflege“ aufdeckte, beendete gestern das Landgericht Essen den letzten Prozeß in der Betrugsaffäre um das Gelsenkirchener Sozialwerk St. Georg (s. taz vom 11.5.). Schweren Herzens und sichtlich verbittert über die Justiz stimmte die Ex–Buchhalterin Hannelore Ochs dem Richterspruch zu. Denn die 59jährige bestreitet entschieden den Vorwurf, von 1972 bis 1980 „bewußt und gewollt“ an Finanzmanipulationen beteiligt gewesen zu sein, doch das Gericht stellte ein weiteres teures, nervenaufreibendes Verfahren ohne Freispruch in Aussicht. Als Frau Ochs 1978 bemerkte, daß der größte Psychiatriekonzern beim Landschaftsverband Westfalen unberechtigt Gelder kassierte, wandte sie sich an Behörden und Ministerien - keine Reaktion. Erst als die Buchhalterin eine detaillierte Aufstellung über den Schwindel ihrer Vorgesetzten bekanntmachte, kam der Skandal ins Rollen. Sie verlor ihren Job wegen „mangelnder Loyalität“. Ihr Chef - Träger des Bundesverdienstkreuzes - Johannes Hennemeyer, hatte auf Kosten der Kranken und Behinderten bei St. Georg den Landschaftsverband um 15 Millionen DM erleichtert. In die Transaktionen war der gesamte Gelsenkirchener Filz verwickelt - vom Oberstadtdirektor (Heimaufsicht), dem ehemaligen kommunalen Kämmereileiter (Vorstand) bis zu Honoratioren von Schalke 04. Petra Bornhöft