Zechenstreik beendet

■ Jugoslawische Kumpel in Labin haben die Hälfte ihrer Forderungen durchgesetzt / Unzufriedenheit weiterhin öffentlich

Aus Belgrad H. Hoffwieler

Schnell waren gestern abend die jugoslawischen Medien zur Stelle und verkündeten: „Der Aufstand der Bergwerksleute von Labin ist beendet.“ Was nach 34 Tagen ein „glückliches Ende“ fand, hatte jedoch am Vortag ein dramatisches Vorspiel, worüber die Bevölkerung bisher nicht unterrichtet wurde. Einige Dutzend Kumpel machten am Montag tatsächlich ihre Warnung wahr, verbarrikadierten sich unter Tage und traten in den Hungerstreik. Um eine Eskalation zu verhindern, reagierten Partei, Gewerkschaften und die örtlichen Verwaltungsorgane überraschend schnell. Die beiden höchsten Fabrikdirektoren reichten freiwillig ihren Rücktritt ein, die Löhne wurden mit sorfortiger Wirkung um 46,5 Prozent angehoben und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen in Aussicht gestellt. „Das entspricht zwar nicht unseren Forderungen nach 100 Personalfragen soll in den nächsten Tagen gesprochen werden. Wie explosiv die Lage unter Arbeitern in Jugoslawien weiterhin ist, zeigen die Reaktionen in den Medien. Das plötzliche Streikende wurde überall verhalten kommentiert, das slovenisches Parteiblatt, Maribor Debo brachte es gar auf den Punkt: „Bei uns gibt es noch viele Labins, wo bricht der nächste Arbeitskonflikt aus?“ Gerüchten zufolge sind im bosnischen Tusla die Kumpels der Kohlezechen in den Streik getreten und fordern das, was den Labinern bereits zugestanden wurde. Kein Gerücht dagegen ist, daß eine wilde Arbeitsniederlegung im Metallkombinat Dalmastroj in Split in die zweite Woche geht, und sich hier noch kein Kompromiß abzeichnet.