Die Angst vor der Wiedervereinigung

■ BILD zitiert Warnungen vor sowjetischer Wiedervereinigungs– Initiative / Friedmann (CDU): „logische Fortsetzung“

Berlin (taz) - Bekanntlich sind die bedeutendsten Gewährsleute von BILD unbekannt. Vorgestern zitierte das Blatt den unbekannten Minister, demzufolge eine Wiedervereinigungs–Initiative von Gorbatschow ins Haus stehe: „Wir erwarten das(!) schon seit einem halben Jahr.“ Und ein ebenso unbekannter Staatssekretär: „Wenn er eine solche Offerte auf den Tisch legt, wird er uns ganz schön aufmischen.“ Nun gibt es immerhin die Stimme eines Ex–Ministers (in spe): Graf Lambsdorff meinte, „da kommt etwas auf uns zu“. Die telefonische Suche nach den Amtsträgern durch die Bonner Ministerien erwies sich, wie erwartet, als aussichtslos. Im Innerdeutschen Ministerium sprach man von „einer neuen Form des BILD–Rätsels“. Die Suche nach der Angst der CDU vor einer Wiedervereinigungs–Offerte endete schließlich bei dem Bundestagsabgeordneten Dr. Bernhard Friedmann. Er bestätigte, daß die CDU auf einen solchen möglichen Vorschlag nicht vorbereitet sei. Aber eine solche Offerte liege „im Duktus“ der Gorbatschowschen Abrüstungsvorschläge. Schließlich hätte der Generalsekretär die „Sympathie der deutschen Bevölkerung“. Als Finanzfachmann wisse er, daß im Falle der doppelten Null–Lösung eine Aufrüstung der konventionellen Streitkräfte zwar gewünscht werde, aber nicht zu bezahlen sei. Daher liege es auf der Hand, Abrüstung zu fördern, wenn die Krisenherde in Europa, d.h. die deutsche Spaltung, aufgehoben werde. Sicherheitspolitik und Deutschlandpolitik seien mithin logisch miteinander verbunden. Friedmann denkt dabei an eine „gemeinsame parlamentarische Ebene“ zusammen mit der Volkskammer „als ständiger Einrichtung“. Von der Fraktion ist Friedmann aufgefordert worden, ein Papier vorzulegen und eine Sondersitzung der Fraktion ist anberaumt worden. KH