Prinz bakam bei Springer keine Krone

■ Das Multi–Talent des Axel Springer Verlages, Günter Prinz, wechselt zum Burda–Verlag nach Offenburg / Differenzen im Vorstand

Von Benedict M. Mülder

Berlin (taz) - „Das Busenheft ging am besten“, freute sich in der vergangenen Woche noch Chefredakteur Peter Koch von der Halbseiden–Illustrierten Ja, dem jüngsten Produkt aus dem Hause Springer. Doch die angeblich verkauften 460.000 Exemplare mit dem Titel „Warum Frauen sich ausziehen“ vermochten die oberen Konzernetagen über den Sinn der bisher investierten 40 Millionen Mark offenbar nicht zu überzeugen. Der „Leiter für redaktionelle Fragen“ zog jetzt die Konsequenzen. Günter Prinz, der als Vater von Ja, Jasmin, Eltern usw., und damit als Erfinder der Spezial– und Zielgruppenmagazine gilt, machte von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, dem am Dienstag der Aufsichtsrat, natürlich mit großem Bedauern, entsprach. Die Entscheidung markiert das vorläufige Ende eines Streits in den Führungsetagen des Konzerns. Vor allem Vorstandschef Peter Tamm, verantwortlich für Finanzen, sah in seinem innovationsfreudigen Stellvertreter Prinz einen Konkurrenten im Kampf um die Führung des Kon zerns, der zwei Jahre nach dem Tod des Verlegers Axel Springer alles andere als geordnet gelten kann. Im März hatte es Tamm geschafft, daß Prinz vom Aufsichtsrat nicht in den Rang eines ihm gleichberechtigten Vorstandssprechers gehoben wurde. Gleichzeitig waren die „verfeindeten Brüder“ aber aufgefordert worden, ihre bewährte Zusammenarbeit fortzuführen und zu verstärken. Was als Versöhnungstat verkauft wurde, gab Tamm nach Einschätzung von Mitarbeitern des Konzerns die Chance, sich für die „Machenschaften all jener, die ihm in letzter Zeit ans Leder wollten“, zu rächen. Und dafür hatte er die Unterstützung von niemand geringerem als Bundeskanzler Kohl. Letztlich, so verlautete vor wenigen Tagen aus dessen Umgebung, habe Kohl mit seinen „wohlmeinenden Empfehlungen“ die Wende zu Tamms Gunsten herbeigeführt. Der Kanzler, aber auch der Berliner Wirtschaftssenator Pieroth (CDU), sollen sich bei den Aufsichtsräten Christians (Deutsche Bank) und Kramp (Schering), die zunächst gegen Tamm eingestellt waren, für den leidenschaftlichen Sammler von maritimen Utensilien (“für mich ist das Schiff der Träger der gesamten Weltgeschichte“) verwandt haben. Da er die Konzernflotte nun alleine lenkt, rechnen Mitarbeiter mit einem baldigen „großen Saubermachen“. Seinen Zorn hat sich aber auch der Testamentsvollstrecker und Aufsichtsratsvorsitzende des Verlages, Bernhard Servatius, zugezogen. Tamm beschwerte sich über ihn, „ein Intrigant reinsten Wassers“, der allerdings die Unterstützung der Springer–Witwe Friede genießt. „Auf der Chefetage des Verlages wird der Aufstand geprobt. Das Springer–Imperium beginnt zu wanken“, heißt es in einer seit kur zem im Berliner Verlagshaus zirkulierenden Mitteilung. Nur mit „Ausmisten“ allein, so der Rat des Pamphlets, sei es nicht getan. Vielleicht, hoffen denn auch manche, bleibt Prinz dem Hause dadurch erhalten, daß er zu Burda nach Offenburg geht. Die Gebrüder halten 24,9 Prozent an der Springer AG. Für seine Nachfolge bei Springer wird auch schon ein Name gehandelt: Peter Boehnisch, Ex–Regierungssprecher und Ex–Bild–Chef.