BASF droht mit Entlassung

■ BASF sieht in der Unterstützung für in den USA ausgesperrte Arbeiter eine Störung des Betriebsfriedens / Gewerkschafter wurde „politisch“ abgemahnt / DGB gewährt Rechtsschutz

Aus Ludwigshafen Max Holz

Der Ludwigshafener Chemiemulti BASF hat dem 33jährigen Chemiearbeiter Bernhard Dönig die Entlassung angedroht, weil dieser sich in einem Solidaritätskomitee für von der BASF seit Jahren ausgesperrte Mitarbeiter in den USA eingesetzt hat. Dönig gehört dem Ludwigshafener Solidaritätskomitee an, das versucht, die Aussperrung von ca. 370 Arbeitern im BASF–Werk Geismar/ USA in der BRD publik zu machen und dagegen anzugehen. Gemeinsam mit einer Delegation der Grünen hatte Dönig die amerikanischen Kollegen im April 86 besucht. Inzwischen geht die Aussperrung der Arbeiter in das vierte Jahr. Entzündet hatte sich der Konflikt, weil sich die Arbeiter gegen wesentliche Verschlechterungen ihrer bisherigen Arbeitsbedingungen wehrten. Der Chemieriese arbeitet seitdem mit Leiharbeitern. Die BASF wirft ihrem Schichtarbeiter Dönig nun vor, im Oktober 1986 an die Privatadressen von 800 bis 1000 Führungskräften der BASF Briefe geschickt zu haben, die sich mit der Aussperrung der BASF–Arbeiter im amerikanischen Chemiewerk in Geismar/ Oklahoma beschäftigten. Dönig habe die Adressen „offensichtlich“ aus dem internen BASF–Telefonbuch ermittelt. Desweiteren „verdächtigt“ die BASF den seit 12 Jahren bei ihr Beschäftigten, das Privathaus des Vorstandsvorsitzenden Albers fotografiert und das Foto zur Veröffentlichung an die amerikanische Gewerkschaft OCAW geschickt zu haben. In dem Abmahnungsschreiben heißt es: „Als Ergebnis teilen wir Ihnen mit, daß künftige Beanstandungen ähnlicher Art zur Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses führen würden und fordern Sie nachdrücklich auf, künftig Störungen des Betriebsfriedens zu unterlassen.“ Bereits im Januar war Dönig von dem BASF–internen „Ermittlungsdienst“ vorgeladen und verhört worden und hatte dort vorgetragen, er habe weder die Adressen ermittelt noch das Haus des BASF–Vorstandsvorsitzenden fotografiert. Bei den Anschreiben handele es sich um Briefe der amerikanischen Gewerkschaft OCAW, die er als Drucksache, „um Porto zu sparen“, in der BRD aufgegeben hatte. Dennoch erhielt er jetzt eine „politische Abmahnung“, gegen die er rechtlich vorgehen will. Der DGB wird ihm dabei Rechtsschutz gewähren. Inzwischen haben sich auch die Kollegen der Schicht II - dort arbeitet Dönig - schriftlich an die Personalabteilung gewandt und erklärt: „Wir stehen voll hinter ihm, da es uns alle betrifft“. Sie halten Dönigs Engagement „für ganz normale gewerkschaftliche Tätigkeit“ und fühlen sich „mitbetroffen“ angesichts der „Behauptungen und Verdächtigungen“ durch den Konzern.