Abschiebung nach Beirut verhindert

■ „Aktion Fluchtburg“ protestierte auf dem Berliner Flughafen gegen die Abschiebung von zwei Flüchtlingen / Flugkapitän weigerte sich in Frankfurt, die beiden Männer an Bord zu nehmen

Aus Berlin Myriam Moderow

Mit Aktionen in Frankfurt und Berlin haben Mitglieder der „Aktion Fluchtburg“ gestern die Abschiebung eines Palästinensers und eines Libanesen nach Beirut verhindert. Der Flugkapitän der Middle East Airlines weigerte sich in Frankfurt, die Abschiebehäftlinge an Bord zu nehmen. Beide hatten sich so heftig zur Wehr gesetzt, daß der Pilot die Flugsicherheit nicht gewährleistet sah. Die 29 und 30 Jahre alten Männer wurden zusammen mit ihren vier polizeilichen Begleitern zurück nach Berlin geflogen. Morgens um sechs Uhr hatten sich am Berliner Flughafen Tegel rund 200 Demonstranten versammelt, um die Abschiebungen zu verhindern. Die Polizei hatte den PAN AM Schalter weiträumig abgesperrt und die Flüchtlinge direkt aufs Rollfeld gefahren. Den Demonstranten blieb nichts anderes übrig, als hinter den Absperrungen mit Flugblättern und Megaphon an die Fluggäste zu appellieren, beim Piloten gegen die Abschiebungen zu intervenieren. Zumindest beim Personal stieß die Bitte der anwesenden evangelischen Pfarrer, nicht Menschen gegen ihren Willen einer Lebensgefahr auszusetzen, auf offene Ohren. Bis kurz vor dem Abflug versuchten die Stewardessen vergeblich, den PAN AM–Piloten zu überreden, sich nicht zum Handlanger der umstrittenen Abschie bepolitik des Berliner Senats machen zu lassen. In Frankfurt standen dann von der „Aktion Fluchtburg“ alarmierte Mitarbeiter bereit, um die Flüchtlinge in letzter Minute abzufangen. Der Berliner Innensenator Kewenig hatte nach der Wiedereröffnung des Beiruter Flughafens vor einer Woche angekündigt, er werde ab sofort wieder mit den Abschiebungen beginnen. Die Lage im Libanon habe sich beruhigt, Gefahr für „Leib und Leben“ der Flüchtlinge bestehe nicht mehr. Als erste würden „Pendler und Straftäter“ abgeschoben. Anschließend sollen rund 500 weitere Flüchtlinge, unter ihnen viele Familien, zurückgeschickt werden. Bei der „Aktion Fluchtburg“, in der kirchliche und unabhängige Gruppen mit der AL und Flüchtlingsorganisationen zusammenarbeiten, wurde daraufhin Alarm ausgelöst. Abschiebebedrohten Flüchtlingen wird in Privatwohnungen und Kirchengemeinden „Schutz gewährt“. Telefonketten wurden eingerichtet, um bei Abschiebungen zahlreich am Flugplatz sein zu können. Bereits am Donnerstag war es gelungen, mit juristischen Schritten zwei weitere Libanesen vor der Abschiebung zu retten.