Immer mehr Kiffer in der Sowjetunion

■ Moskau spricht von mehr als 150.000“Narkomanen“ / Abhängige brauchen bis zu 3.000 Rubel im Monat

Aus Moskau Alice Meyer

In der UdSSR wurden 1986 rund 50 Prozent mehr Personen wegen Rauschgiftmißbrauch straffällig als im Jahr davor, erklärte der Generalleutnant der Miliz, W. K. Pankin, gegenüber der Presse. Verhältnismäßig viel Rauschgift– Kriminalität gebe es in den Hafenstädten, ferner im Gebiet Amursk (Sowjetisch–Fernost), im Gebiet Dnjepropetrowsk (Ukraine), in Nord–Ossetien sowie in Turkmenien. Insgesamt seien den sowjetischen Behörden gegenwärtig 46.000 Drogenabhängige bekannt. Weitere 123.000 Personen konsumierten Rauschmittel, ohne als „krank“ zu gelten. In der Regel werde Haschisch genommen, seltener auch Opium. Pankin wies auf illegale Beschaffungsquellen für „Narkomanen“ hin: Allein in Moskau wurden bisher 70 Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitswesens wegen des Vorwurfs der Schwarzmarktspekulation mit Narkosemitteln verurteilt. Ferner gab es 900 einschlägige Einbrüche in Apotheken und pharmazeutischen Lagern. Der Stoff ist auch außerordentlich teuer. Einer Erhebung zufolge sollen 22 Bedarf“ 1.000 bis 3.000 Rubel im Monat aufwenden (das monatliche Durchschnittseinkommen beträgt zur Zeit 195 Rubel). Für Rehabilitationsmaßnahmen hat Pankin nicht viel übrig. „Nach unseren Zahlenangaben“, stellte er fest, „werden nur 10% der Narkomanen nach einer Heilbehandlung normale Menschen“. Um das Übel „an der Wurzel auszurotten“, schlug der Miliz–General vor, das Ministerium für die Agro–Industrie (Gosagropom) mit großen Zusatzmengen von Herbiziden und anderen Unkrautbekämpfungsmitteln zu beliefern, damit wildwachsender Hanf großflächig vernichtet werden kann. Im übrigen solle es die Aussaatflächen bei Mohn und Hanf einschränken und opiat–haltigen Mohn für medizinische Zwecke „im Ausland“ einkaufen.