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Corys Zauber ist die halbe Miete

■ Erdrutschsieg für Aquino–Kandidaten / Manipulationsvorwürfe der Opposition bisher nur auf Bezirksebene nachgewiesen / Verlierer Enrile will „Peoples Power“ mobilisieren / Endergebnis frühestens in einer Woche

Aus Manila Gebhard Koerte

Die philippinischen Wähler haben sich entschieden. Sie setzen auf Corazon Aquino und ihren moderaten Reformkurs; Marcos–Loyalisten und Rechtsparteien konnten sich nur in ihren Hochburgen behaupten; die linksnationalistische Allianz für eine neue Politik (ANP), der ein Stimmenanteil von 20 Prozent zugetraut worden war, mußte bei den Parlamentswahlen vom 2. Mai eine bittere Niederlage einstecken: Im Repräsentantenhaus wird sie maximal drei Sitze erringen, im Senat keinen. Aquinos einfache Botschaft, „wenn ihr mir traut, dann wählt meine Kandidaten“, ist bei der großen Mehrheit der 24 Millionen Wähler angekommen. Die überlegene Gelassenheit der Wahlsiegerin steht in deutlichem Kontrast zum Gebaren der Verlierer. Am vergangenen Don nerstag blockierten Busse, Steine und eine aus der Verankerung gerissene Verkehrsampel Manilas zwölfspurige Stadtautobahn. Auf dem zwei Kilometer langen Teilstück zwischen den militärischen Hauptquartieren Camp Aguinaldo Camp Crame - Schauplätze der Volkserhebung gegen Marcos im Februar 1986 - versammelten sich 15.000 Menschen, um gegen den angeblichen Wahlbetrug der Regierung zu demonstrieren. Sie folgten einem Aufruf des rechten Oppositionsbündnisses Grand Alliance for Democracy (GAD), angeführt von Ex–Verteidigungsminister Enrile und der Marcospartei KBL (Bewegung für eine neue Gesellschaft). Die beiden Gruppierungen waren trotz ideologischer Verwandtschaft zu den Kongreßwahlen getrennt angetreten und hatten sich am Vortag unter der Bezeichnung Grand Opposition to the Aquino Dictatorship (GOAD) zum Kampf gegen die Präsidentin vereinigt. Frauen drückten ihre Sympathie für die Veranstaltung durch das V–Zeichen aus, Kinder sangen zur Melodie von „Glory, glory, halleluja“ den stark veränderten Text „Cory ist eine Betrügerin“. Auf einem Sarg war zu lesen „11. Mai - Tod der Demokratie“, Plakate und Spruchbänder forderten die Rückkehr von Marcos. Die Soldaten in beiden Kasernen waren auf Befehl von Generalstabschef Fidel Ramos in ihre Unterkünfte und Büros verbannt worden. Doch auch dort kursierten Flugblätter von GOAD, in denen die „Brüder und Schwestern in den Streitkräften“ aufgefordert wurden, erneut eine aktive Rolle zu übernehmen und „der Nation als echte Hüter der Freiheit des Volkes und wirklicher Demokratie in unserem Land“ zu dienen. Die bisher vorliegenden inoffiziellen Wahlergebnisse müssen Enrile und Co. wie ein Tiefschlag getroffen haben. Obwohl sie bereits während der Wahlkampagne eine etwaige Niederlage mit mutmaßlichen Betrugsmanövern der Gegenseite zu erklären versuchten, waren sie überzeugt, daß zumindest ihre prominenten Bewerber das Rennen machen würden. Nachdem inzwischen mehr als 50 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, taucht jedoch nur ein Kandidat von GAD in der Liste der 24 führenden Senatsaspiranten auf: der politisch eher blasse, aber weithin bekannte Action– Darsteller Joseph Erap Estrada. Politische Altstars wie Tolentino, Marcos Vizepräsidentschaftskandidat und Ex– Arbeitsminister Ople liegen aussichtslos zurück. Einzig Enrile und die Vorsitzende des rechten Flügels der Liberalen Partei, Eva Kalaw, haben noch geringe Aussichten auf einen Platz im 24köpfigen Senat. Auch im Repräsentantenhaus zeichnet sich eine dreiviertel Mehrheit für die Regierungskoalition ab. Die unterlegenen Rechten und Ultrarechten scheinen nicht gewillt, die offenkundige Zurückweisung durch die Wähler widerstandslos hinzunehmen. Mit Massenaktionen im ganzen Land und einem Antrag auf Annulierung der Wahl versuchen sie, das Blatt doch noch zu wenden. In einer am Donnerstag eingereichten Klageschrift gegen Comelec und die 24 Kandidaten der Regierungskoalition fordert GAD den Obersten Gerichtshof auf, die Kongreßwahlen für null und nichtig zu erklären. Die vorgelegten Beweise beziehen sich allerdings auf Einzelfälle. Einer der unterlegenen GAD–Kandidaten hat sich inzwischen von den Aktionen distanziert und seine Niederlage eingestanden: „Corys Zauber hat gewirkt, das Volk hat gesprochen.“ Auch Enriles erster Versuch am Donnerstag, „Peoples Power, Teil 2“ zu aktivieren, scheiterte kläglich. Auch das Militär blieb in den Kasernen. Trotzdem ist Enriles düstere Warnung, das Wahlergebnis werde „Instabilität von unvorstellbarem Ausmaß“ auslösen, ernstzunehmen. Der 63jährige hat nie verhehlt, daß er die nächste Präsidentschaft anstrebt. Seine Äußerung könnte als Botschaft an Unzufriedene innerhalb der philippinischen Streitkräfte verstanden werden: etwa 50 Prozent der Armeeangehörigen haben für rechte Kandidaten gestimmt.

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