Dohnanyi badet in Wohlgefallen

■ In der Hamburger SPD ist der Jubel über den Wahlsieg groß / FDP klagt schon jetzt neue Wirtschaftspolitik ein / GAL zuckt noch: letzte Tolerierungsavancen an die SPD

Aus Hamburg Tom Janssen

„Klaus, Klaus, Klaus“ erscholl es um 19.30 Uhr mit minutenlangen Beifallstsürmen, als die Hochrechnungen klar machten, daß Bürgermeister Klaus von Dohnanyi es wieder geschafft hatte. Was SPD–Frauen und -Männer im Takt skandierten und was niemand für möglich gehalten hatte, kann nun Realität werden: die Neubelebung der sozial–liberalen Koalition, die mit der ehemaligen SPD/FDP– Ehe aber wohl kaum vergleichbar sein wird. Daher nicht nur lange Gesichter bei CDU und GAL, den eigentlichen Wahlverlierern, sondern auch bei etlichen FDPlern und lin ken SPDlern. Für viele harte Wirtschaftsliberale war einfach enttäuschend, daß das Traumziel, mit der CDU zusammengehen zu können, nicht erreicht wurde - und eine eindeutig gestärkte SPD macht mehr Angst als Freude. Entsprechend auch die ersten Stellungnahmen: Unisono sangen der heimliche Sozialliberale von Münch und seine rechte Fraktionsriege das hohe Lied des Mittelstandes und einer „vernünftigen“ Wirtschaftsförderung. Ein linker SPD–Funktionär zeigte sich trotzig: „Selbst von der taz laß ich mir heute die Freude über den Wahlerfolg nicht vermiesen. Der Ärger geht erst morgen los.“ Verzweifelt versuchten Thea Bock und andere GALierinnen, an rot–grüner Perspektive noch zu retten, was zu retten war. Thea Bock nahm man es ab, wenn sie rot–grüne Reformperspektiven beschwor, bei der Spitzenkandidatin Christina Kukielka, in der Tolerierungsdebatte sonst Hard– Linerin, riefen entsprechende Statements nur Lächeln bis Hohngelächter hervor. Doch die plötzlichen GAL– Avancen für eine weitere rot– grüne Zusammenarbeit provozierten bei der SPD nur Schulterzucken. Die Linken hatten nur noch ein enttäuschtes „Zu spät“ dafür übrig, für die jubelnde Parteimehrheit war „sozial–liberal“ schon beschlossene Sache. Hinter verschlossenen Türen wurden dafür in der GAL die Messer gewetzt. Über 3 das hatte die GAL noch nie erlebt. Während einige dafür die taz und dumme Wähler verantwortlich machen wollten, drängte vor allem die GAL–Reformminderheit auf eine rationalere und selbstkritischere Einschätzung. Bei den meisten herrschte allerdings bedrücktes Schweigen. „Das war die rote Karte für die Fundis“, sagte einer bitter. Sie konnten allenfalls noch in Begeisterung darüber ausbrechen, daß es die CDU nicht geschafft hatte, in Hamburg an die Macht zu kommen. Bei Redaktionsschluß dauerte die Auseinandersetzung noch an.