Mainzer Grüne sind im Landtag

■ Gespanntes Warten der rheinland–pfälzischen Grünen vor der Bekanntgabe des Ergebnisses / Enttäuschung über den vierten Platz hinter der FDP / Grüne rätseln, ob der Grund der Duisburger Fundi–Durchmarsch ist

Aus Mainz F. Kurz u. R. Gramm

Immerhin zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale saßen in der Grünen–Landesgeschäftsstelle in Mainz grüne Vorstandssprecher und einige der Landtags– Kandidaten zusammen und sortierten ihre Sprachregelung. Angesichts dieser Vorsichtsmaßnahme tauchten die Grünen als Erste im Landtag auf. Zum ersten Mal sitzen sie im Landtag, doch mit weitaus weniger Abgeordneten als gewünscht. Keine rauschende Siegesstimmung war bei ihnen festzustellen, die die Wahlprognosen und Hochrechnungen bei einem Fest im Kul turzentrum in der Mainzer Dagobertstraße verfolgten. Der erstmalige Einzug in den Landtag und die immensen Verluste der CDU konnten offensichtlich niemanden darüber hinwegtrösten, daß die Alternativpartei nur die viertstärkste Fraktion noch hinter den Freien Demokraten stellen wird. Aus Gesprächsfetzen spricht vor allem Ratlosigkeit. „Völlig schleierhaft, wie man diese konturlose FDP wählen kann.“ „Wir ackern wie die Wilden und kriegen lächerliche 6 Prozent und FDP und SPD kriegen derartige Wahlergebnisse.“ Mit einer Sieben vor dem Komma hatten alle gerechnet. Heimlich hatten etliche auf eine Acht spekuliert. Doch vor al lem hatte niemand damit gerechnet, daß die Grünen schwächer als die FDP abschneiden. Diskutiert wird heftig, ob man das schwache Ergebnis dem Duisburger Parteitag mit seinem Fundi–Durchmarsch anlasten soll. Selten sah man im Mainzer Landtag so gespannte Gesichter bei einer Landtagswahl. Georg Gölter, noch CDU–Kultusminister, allerdings gab schon nach der ersten Trendmeldung offenbar Vorbereitetes zum Besten. Das „gewünschte Ziel“, so der eifrige Verfechter der Berufsverbote, sei zwar die absolute Mehrheit gewesen, aber das „strategische Ziel“ hätte man erreicht: die Verhinderung von Rot–Grün. Gölters Ministerkollege Rudi Geil jedenfalls ist das Wirtschaftsministerium an den FDP–Spitzenkandidaten Brüderle los. Er könnte wieder auf den Sessel des CDU–Fraktionsvorsitzenden klettern, von dem er einst in das Kabinett rotierte. Rätselraten herrschte vor allem darüber, wer von den Liberalen noch für einen Kabinettsposten vorgeschlagen werden wird. „Kennst Du noch jemanden von der FDP?“, war mit die häufigste Frage gestern abend im Landtag. Von den Sozialdemokraten sah man bis zum frühen Abend trotz des guten Abschneidens kaum jemanden. Für sie bleibt alles beim alten, die SPD–Riege schrumpft lediglich um zwei Mandate.