Wahlsieger FDP Grüne sacken ab

■ FDP in Mainz und Hamburg als Regierungsbaumeister / Hohe GAL–Verluste / Große Gewinne für Dohnanyis SPD / Mainzer CDU verliert hoch

Hamburg/Mainz (taz) - Bei den Landtagswahlen in Hamburg und Rheinland–Pfalz hat die große Stunde der FDP als Mehrheitsbeschafferin unterschiedlicher Regierungskoalitionen geschlagen. Die GAL sackte in Hamburg dramatisch ab, in Rheinland–Pfalz gelangten die Grünen zwar in den Landtag, verloren aber im Vergleich zu den Bundestagswahlen. Die Hamburger SPD legte zwar überaus stark zu, ist aber für die Regierungsbildung von den Liberalen abhängig, die wieder in die Bürgerschaft zurückkehrten. Die CDU fiel auf knapp 40 Prozent zurück. Auch in Rheinland–Pfalz verlor die CDU: rund sieben Prozent, damit büßte sie ihre absolute Mehrheit ein. Die Liberalen brachten es auf über sieben Prozent, während die SPD ihren Stimmenanteil stabil hielt. In Hamburg wird es nach dem Willen von Bürgermeister Klaus von Dohnanyi eine SPD/FDP– Regierung geben. Bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft zeichnete sich gestern auf Grund der Hochrechnungen von 20 Uhr folgendes Ergebnis ab: Die SPD wurde mit 46 gefolgt von der CDU mit 39,6 Die Grünen bekamen 7,2 Stimmen, die FDP kam mit 6,2 % zum ersten Mal seit neun Jahren wieder ins Landesparlament. Von der GAL wanderten ersten Analysen zufolge rund 27.000 Wähler/innen zur SPD ab. In Hochform liefen die Sozialdemokraten demnach auch bei den An gestellten der Hansestadt auf. Die GAL verlor offenbar vor allem bei den neuen Mittelschichten, in relativ wohlhabenden Stadtteilen und bei ihren Wählern zwischen 25 und 45 Jahren. Die SPD hatte in ihrem Wahlkampf vor allem auf die GAL– Wähler gesetzt, die sie mit Sprüchen wie „Liebe 68er, wenn ihr diesmal Grün wählt, kommt Schwarz raus“, zu gewinnen hoffte. Die FDP war zwar mit einer Wahlaussage für die CDU in den Wahlkampf gegangen, hatte sich aber ein Zusammengehen mit der SPD offengehalten, wenn diese stärkste Partei würde. FDP– Chef Ingo von Münch sagte denn jetzt auch, seine Partei werde sich „einer Koalition mit der SPD nicht verschließen“, sie sei schließlich „keine Verweigerungspartei“. Von Münch: „Es ist allerdings klar, daß wir nicht zum Billigtarif zu haben sind.“ Die Wahlbeteiligung lag diesmal etwas höher als bei den Novemberwahlen. In einer ersten Einschätzung sagte GALierin Christina Kukielka gestern, der Verlust von 3,1 „Schock“. Die GAL stehe aber nach wie vor für ein Zusammengehen mit der SPD in Form einer Tolerierung zur Verfügung. Der Sprecher der Bundes–Grünen, Christian Schmidt, erklärte sich die Niederlage der GAL so: „Jetzt ist offenbar wieder das kleinere Übel gefragt.“ In Rheinland–Pfalz erzielte die FDP ihr bestes Ergebnis seit über 20 Jahren. Mit 7,3 Liberalen wieder in den Landtag ein. Den Christdemokraten liefen die Wähler reihenweise weg. Die CDU sackte nach der Hochrechnung von 20 Uhr auf 45,1 Prozent ab und verlor nicht nur ihre absolute Mehrheit (51,9), sondern muß jetzt „wohl oder übel“ mit der FDP koalieren. Die Grünen zogen mit voraussichtlich 5,8 % in den Landtag ein. Die SPD lag bei 38,8 , während die erstmals kandidierenden Freien Wähler auf lediglich 1,5 Die Sozialdemokraten, bei denen es mehr um Schadensbegrenzung ging als um den Machtwechsel, zeigten sich nach der Wahl zufrieden. Die Grünen schafften zum ersten Mal den Einzug in den Mainzer Landtag und werden dort voraussichtlich mit sechs Abgeordneten vertreten sein. Die neue Grünen–Abgeordnete Gisela Bill: „Wir werden eine gute Opposition sein“. Für die CDU sagte Ministerpräsident und CDU–Landesvorsitzender, daß man das Ziel, die absolute Mehrheit zu erreichen, nicht geschafft habe. Allerdings habe man „Rot–Grün verhindert“. Welche Ministerposten die FDP in der künftigen christdemokratisch–liberalen Koalition besetzen werden, ist nur für einen klar: FDP–Chef Rainer Brüderle wird voraussichtlich Wirtschaftsminister. PARTEIEN Bürgerschaft Bürgerschaft BUND 1987 1986 1987 % CDU 9,6 41,9 37,4 % SPD 6,0 41,7 41,2 % GAL 7,2 10,4 11,0 % FDP 6,2 4,8 9,6 %