Moskaus Frieden mit den Unabhängigen

■ Unabhängige „Trustgruppen“ sind erstmals bei einem offiziellen Friedenstreffen vertreten / „Friedenskomitee“ sucht Kontakt

Aus Moskau Alice Meyer

Zum ersten Mal nahm an einem gestern beendeten internationalen Friedensseminar in Moskau auch eine Teilnehmerin der unabhängigen Friedensgruppen in der UdSSR teil. Zur Überraschung der Veranstalter, der sowjetischen „Friedenskomitees“, tauchte am letzten Freitag in den Tagungsräumen des Handelszentrums von Moskau auch ein Mitglied der „Vertrauensgruppe“ auf. Mit Hilfe der englischen Delegation konnte Frau Irina Kriwow auf dem „Informationstreffen“, das seit dem 13. Mai tagte, vor dem Seminar sprechen. Sie machte in einer zehnminütigen Rede einen Teil der 235 Friedensfreunde aus über 40 Ländern mit der Arbeit und den Aktionen der „Gruppe zur Herstellung von Vertrauen zwischen Ost und West“ bekannt. Sie zählte dabei auch einige Pressionen auf, die Mitglieder der Gruppe erleiden mußten, und forderte freien Austausch von Informationen, freien Post– und Schriftverkehr auch mit Friedensgruppen im Westen. Auf der Veranstaltung, die auch vom ZK–Sekretär Sagladin und dem Iswestija–Kommentator Bowin besucht wurde, erklärte der sowjetische Delegationsleiter am Freitag, daß eine Mitarbeit der „Vertrauensgruppe“ im Friedenskomitee möglich sei. Ein direktes Gespräch mit Frau Kriwow lehnte er allerdings ab. Statt dessen gab man ihr eine Telefonnummer des Komitees zur Kontaktaufnahme. Wie der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Milan Horacek, dem als Exiltschechen die Einreise in die CSSR nicht erlaubt wird, der aber auf dem Moskauer Kongreß teilnahm, sagte, es äußerten viele jüngere sowjetische Funktionäre in persönlichen Gesprächen Interesse an ökologischen Fragen und an konkreten Projekten zur Beseitigung von Umweltschäden. „Der Frieden im Jahr 2000“, so Horacek, „ist auch für sie ohne Frieden zur Natur nicht mehr vorstellbar.“