Spiegel und Kluge mit RTL–plus

■ Der Hamburger Verlag sowie der Münchner Filmemacher wollen ab 1988 mit dem Privatsender kooperieren

(taz) - Der Hamburger Spiegel– Verlag will nun doch ins Geschäft mit den neuen Medien einsteigen. Auf Anfrage bestätigte gestern eine Sprecherin des Verlages Verhandlungen über Kooperationsmöglichkeiten mit dem Privatsender RTL–plus. Die Gespräche sind im Gange, hieß es, innerhalb der nächsten vierzehn Tage werde eine Entscheidung fallen. Demgegenüber soll die Schiene Kluge– RTL–plus bereits niet– und nagelfest sein. Eine Bestätigung dafür war vor Redaktionsschluß indes nicht zu erhalten. Der Branchendienst neue medien hat in seiner jüngsten Ausgabe über neue Bündnisse auf dem Medienmarkt berichtet. Danach planen der Spiegel (sonntags) und Alexander Kluge (montags) ab 1988 jeweils wöchentlich 30minütige Sendungen im Nachtprogramm „mit Anspruch und Brisanz“. Über Kluges Projekt sickerte durch, daß der Münchener Verleger Piper (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) sowie der Generalintendant der Müchner Bühnen, August Everding, beteiligt sind. Das Programm für das nächste Jahr wird bereits ab Juli vorproduziert. Rubriken wie „Premieren“ sind geplant (Kluge: „Die schönsten Verschwörungsszenen von Verdi“), eine Talkshow, die „lustig, einfach und preiswert“ sein soll, und schließlich intellektuelle „Gastspiele“ von Unterhaltungsstars. Als Mitarbeiter ist unter anderen der frühere Wagenbach–Lektor Thomas Schmid im Gespräch. Für die „Spiegel–software“ soll der Buchautor und Filmemacher Stefan Aust verantwortlich zeichnen. Kluges Coup um einen Sendeplatz bei RTL–plus, das als Pionier des kommerziellen Rundfunks in Europa gilt und an dem Bertelsmann, die WAZ und die FAZ beteiligt sind, gingen Kooperationsgespräche mit der japanischen Werbeagentur Dentsu voraus. Kluge dazu: „Dentsu stellt seine Interessen zurück, damit dieses Fensterprogramm ohne Schwierigkeiten durchgezogen werden kann.“ Im Rahmen eines Joint–venture–Vertrages hat Dentsu allerdings nach wie vor ein Bein im Fenster des nächtlichen Kulturkanals. bmm