Entlassungen bei der Maxhütte

■ 133 Bergarbeiter der zur Maxhütte gehörenden Erzgrube „Leonie“ wurden vom rigorosen Konkursverwalter erst ausgesperrt und dann gekündigt, weil die Kumpel weiterarbeiten wollten / Kein Sozialplan

Aus Nürnberg Bernd Siegler

Zum 30. Juni werden 133 Bergarbeiter der zur Maxhütte gehörenden Erzgrube „Leonie“ in Auerbach/Oberpfalz entlassen. Von den Kündigungen, die Konkursverwalter Heinrich von der Beek unterzeichnet hat, sind auch Schwerbehinderte und Betriebsratsmitglieder betroffen, die ei nem besonderen Kündigungsschutz unterliegen. Vier Wochen nach dem Konkurs der mit mehreren hundert Millionen Mark verschuldeten Maxhütte ist dies der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzungen um die Schließung des letzten noch fördernden Eisenerzbergwerks der Bundesrepublik. Schon vor dem Konkurs hatte der damalige Hauptanteilseigner, die Klöckner–Werke in Duisburg, das Aus für die Leonie verkündet. Das neue Maxhütten–Konzept, ein Mini–Stahlwerk mit Elektro–Öfen und Schrott– bzw. Fremderzverarbeitung, sah für das in Auerbach geförderte Eisenerz keine Verwendung mehr. Anfang Mai schließlich kündigte Konkursverwalter von der Beek ebenfalls die Stillegung der Grube an. Die 260 Arbeiter sollten sofort ihren Urlaub antreten. Die Kumpel der Maxhütte jedoch beharrten auf ihrem tarifvertraglich verankerten Arbeitsrecht. „Wir fahren weiter ein“, betonte Betriebsratsvorsitzender Max Belz und kündigte an, sich auch von einer von von der Beek angedrohten einstweiligen Verfügung nicht schrecken zu lassen. Solange der Konkursverwalter einen Sozialplan für die Bergleute, denen Dauerarbeitslosigkeit in der strukturschwachen Region droht, strikt ablehne, wolle der Betriebsrat keine einzige Kündigung unterschreiben. Von der Beek antwortete mit der Aussperrung der Arbeiter. Die Bergleute wollen jetzt beim Arbeitsgericht Kündigungsschutzklage einreichen. „Warum sollen wir den Betriebsfrieden wahren, wenn sich nicht einmal die Verantwortlichen an das Gesetz halten?“, kündigt Belz weitere Maßnahmen an. Der bayerischen Staatsregierung, die den Leonie–Arbeitern bis zuletzt den Erhalt der Arbeitsplätze zugesagt hatte, wirft der Betriebsrat Wortbruch vor. Nach wie vor lehnt der Freistaat eine direkte Beteiligung an der Auffanggesellschaft aus „ordnungspolitischen Gründen“ ab. Lediglich eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 13,5 Millionen Mark zur Lohnfortzahlung wurde bisher gewährt. Die Schließung der Grube „Leonie“ hat nach Ansicht des Betriebsrats weitreichende Konsequenzen. „Die Grube war bisher der Grund, in der Oberpfalz zu bleiben.“ Bei einer Stillegung sei ein Standort z.B. in Bremerhaven angesichts der Transportkosten für importierte Erze wesentlich lukrativer.