Streit um Pharma–Nudeln

Bonn (taz) - Als „Massenbetrug und millionenfache Körperverletzung“ hat der Sprecher der Bonner Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AGV), Thomas Schlier, am Montag den jüngsten Lebensmittelskandal um verunreinigtes Flüssig–Ei bezeichnet. Der Verbraucher–Funktionär forderte, die Lebensmittel–Kontrolleinrichtungen so auszustatten, daß sie der chemischen, technischen und kriminellen Entwicklung nicht hinterherhinken, sondern ihr möglichst einen Schritt voraus seien. Unterdessen streiten sich das Stuttgarter Sozialministerium und der Nudel–Hersteller Birkel um Pharma–Rückstände, die in Proben einer Trockenei–Griesmischung entdeckt worden waren. Baden–württembergische Lebensmittelüberwacher hatten in einer Probe Rückstände des Arzneimittels Chloramphenicol gefunden, mit Gehalten bis zu 15 Mikrogramm pro Kilo - zulässig ist maximal ein Mikrogramm. Die beanstandete Griesmischung aus einer 5,7 Tonnen umfassenden Charge wurde zur Herstellung von 205 Tonnen Nudeln verschiedenster Sorten benutzt. Birkel widersprach dem Befund heftig. Man habe die Charge überprüft, gegenüberprüft und nochmals überprüft und nichts gefunden. Die Agenturen erwarten jetzt einen analysetechnischen Wissenschaftlerstreit zwischen Birkel und Behörden. -man