K O M M E N T A R Studenten wollen nur studieren

■ Breiter Widerstand gegen die Bildungspolitik von Ministerpräsident Ernst Albrecht

Ministerpräsident Albrecht wird sich ein anderes Volk wählen müssen. Das jetzige stellt sich mit großer Mehrheit gegen die Sparbeschlüsse seines Kabinetts im Bildungsbereich. Hier hat es der konservative Landesvater nicht allein mit einer linken studentischen Opposition zu tun. Wo selbst die Burschenschaften auf die Straße gehen und Professoren beginnen, ihre Gehälter umzuverteilen, hat Widerstand eine gesellschaftliche Breite und wohl auch Berechtigung gewonnen, aus der die Landesregierung Konsequenzen ziehen muß. Wo sich konservative Politik sonst an klassenkämpferischen Parolen rieb, wird hier keine andere Forderung erhoben als die, in Ruhe arbeiten zu können - und das zu erträglichen Bedingungen. Pragmatische Selbstverständlichkeiten also, die keinen Anlaß bieten, die Tradition der Studentenrevolte herbeizuzitieren. Gerade dieser „Aufstand“ liefert genügend Belege dafür, daß die Universität als Austragungsort allgemein–gesellschaftspolitischer Konflikte längst ausgedient hat. Es geht auch nicht mehr gegen die Ordinarienherrlichkeit und nicht gegen die Universität als Institution, wie Studenten immer wieder betonen. Ginge Ernst Albrecht morgen nach Canossa, um dort die unerträglichen Sparbeschlüsse aufzuheben und endlich seinen umstrittenen Wissenschaftsminister zu entlassen - es herrschte endlich wieder Ruhe im Land. Detlef Berentzen