piwik no script img

Süssmuth verteidigt §218–Meldepflicht

■ Bundesgesundheitsministerin Süßmuth hält Anonymität für gewahrt / Meldepflicht schon 1976 eingeführt / Kein Geld von Krankenkassen für Ärzte, wenn sie Abbrüche nicht melden

Berlin (taz) - Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth hat darauf hingewiesen, daß es sich bei der ärztlichen Meldepflicht von Schwangerschaftsabbrüchen nach dem §218 um ein völlig anonymes Verfahren handele. Zu keiner Zeit sei daran gedacht worden, Patientinnen namentlich zu erfassen. Das geplante Beratungsgesetz sieht allerdings stärkere Sanktionen bei der Nichteinhaltung der Meldepflicht vor. Honorarforderungen sollen allerdings nur dann von den Krankenkassen erfüllt werden, wenn der Melde pflicht nachgekommen wird. Die Mitteilungspflicht von Abtreibungen an das Statistische Bundesamt existiert seit der 1976 eingeführten Indikationsregelung. Die Zählblätter besitzen eine mehrstellige Kennziffer und sind „prinzipiell rückkoppelbar“, wie eine Berliner Pro Familia–Mitarbeiterin erläuterte. Dies könne ein Grund sein, warum Ärzte der Meldepflicht nicht nachkämen. Die Bindung von Meldung und kassenärztlicher Abrechnung könne dazu führen, daß Schwangerschaftsabbrüche verstärkt privat abgerechnet würden. In Ärztekreisen befürchtet man, daß trotz Geheimhaltungspflicht der Krankenkassen eine „Erfassung“ als „Abtreibungsarzt“ möglich sei und zu Diffamierungen führen könnte. Mit der jetzt vorgeschlagenen Verschärfung der Meldepflicht würde auch eine Möglichkeit verhindert, auf die die Ärzte bislang zurückgreifen konnten: Abtreibungen gegenüber den Krankenkassen als eine andere frauenärztliche Leistung zu „tarnen“. Helga Lukoschat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen