Verhinderte Aussteiger

■ Udo Lattek und Dieter Hoeneß könnens nicht lassen

Wie waren doch alle beeindruckt. Ein wirklich überzeugender Auftritt war das unlängst in der Talk–Show Leute. Da saß er auf dem Sofa des Cafe Kranzler, der Bayern–Trainer Udo Lattek, und erzählte pausenlos von seinem Töchterchen. Ja, hat der Mann denn überhaupt keinen Fußball im Kopf?, mögen sich manche angesichts des treusorgenden Vaters gefragt haben. Statt über Spiel–Systeme und Neu–Einkäufe erfuhren die Zuschauer einiges an Frühkindlich– Pädagogischem. Vier Jahre ist die Kleine, und was soll aus ihr werden, wenn der Papa immer durch die Welt reist, um ein paar junge Männer schwitzen zu lassen. Aus und vorbei damit! In dieser wichtigsten Phase kann er sie nicht alleine lassen, und Geld genug hat der Welt erfolgreichster Coach fürs Altenteil. Wäre da nicht der Europapokal noch ein süßes Bonbon für den sympathischen Abgänger? Pfeifendeckel! Kurz drauf unterschrieb Berufsvater Lattek den Manager– Vertrag beim Chaos–Club Köln. Ein anderer, der immer schöne Träume träumte, wollte zum Schluß noch seinen Namen rechtfertigen. „Mister Europacup“ hat zwar in 52 Einsätzen 26 Tore erzielt, nur den Titel gewonnen hat er noch nicht. Alle wolltens ihm gönnen, schon allein weil er sich so sympathisch abhebt von seinem Bruder Uli, dem ersten Fußball–Yuppie. Der Dieter aber schwärmte vom Malen, mit einer Staffelei auf einer Waldlichtung sitzen, ein bißchen Musik hören, ein gutes Buch, das wär doch was. Das Non–plus–ultra war ihm immer ein hübsches Cafe mit Veranstaltungen, Pantomime und so. Doch schon vor zwei Jahren, nach dem Spiel gegen den AS Rom, zeigte er sich auf das Leben nach dem Rasen bestens vorbereitet: In einem Kurz–Interview brachte er fünfmal adidas unter. Jetzt wird er uns in Zukunft halt als „Repräsentant einer Sportartikelfirma“ begegnen. Big Business statt Kleinkunst. taz