Diagnose: krank

■ Ein Konzept für den Gesundheitstag muß her

Das beste, was dem Gesundheitstag 1987 passieren kann, ist, daß er möglichst schnell vergessen wird. Das schlimmste, was den im Gesundheitsbereich aktiven Gruppen passieren könnte, wäre, wenn es dazu käme. Der von den Veranstaltern provozierte Bruch zwischen Gesundheitstag und Behindertenbewegung ist mit dem 31. Mai nicht gekittet. Die Auseinandersetzung über „Sterbehilfe“ und über den Umgang mit dieser Diskussion steht nach dem Desaster mit Julius Hackethal dringlichst auf der Tagesordnung. Aber die Vorbereitungsgruppe hat nicht nur in diesem zentralen Punkt versagt und einen Rückschritt hinter erarbeitete Positionen bewirkt. Daß statt der erwarteten 10.000 nur 2.000 Besucher qualitativen Verschärfungen im Gesundheitswesen, der schleichenden Amerikanisierung dort ein unverständliches Versäumnis. Nicht einmal die Verständigung über Strategien der Gesundheitsbewegung oder doch eine Auseinandersetzung darüber, ob es solche überhaupt geben kann, wurde ernsthaft angestrebt. Dabei zeigt gerade der Streit um die „Sterbehilfe“–Veranstaltung, daß die Gemeinsamkeiten geringer sind als gedacht, es also gilt, für künftige politische Auseinandersetzungen eine gemeinsame Basis zu erarbeiten. Nichts gegen Gesundheitstage - aber warum man einen organisiert, sollte man schon wissen. Oliver Tolmein