: Hasselbach–Blockade: „Signal nach Bonn“
■ Zweitägige Blockade der Cruise–Missile–Station abgeschlossen / Rund 25 Demonstranten vorübergehend festgenommen / Im Hunsrück ist nichts vom Abrüstungswillen der Bundesregierung festzustellen
Aus Hasselbach Rolf Gramm
Die Hasselbacher Cruise–Missile–Station blieb auch am Freitag für den Militär– und Baustellenverkehr gesperrt. Etwa 150 Demonstranten setzten gestern - teilweise bei strömendem Regen - die am Vortag begonnene zwei tägige Blockade aller vier Eingänge unter dem Motto „Wir schließen die Todesbasis jetzt“ fort. Am Donnerstag abend und am Freitag früh soll es bei drei polizeilichen Räumungsaktionen zu knapp 30 Festnahmen gekommen sein, während die Polizei selbst von nur drei vorübergehend fest genommenen Demonstranten sprach. Die Polizeieinsätze fanden statt, als Demonstranten die Tore auch außerhalb der ursprünglich festgelegten Zeit von 6 bis 18 Uhr versperrten und den Wechsel des Wachpersonals behinderten. Mit Ausnahme dieses Wachwechsels hatten die Amerikaner offensichtlich ihren üblichen Militär– und Baustellenverkehr wegen der Blockade an beiden Tagen eingestellt. Am Donnerstag abend um 19 Uhr, als sie die Aktion für diesen Tag gerade einstellen wollten, verlangten dann zwei Busse mit amerikanischem Personal, die schon länger gewartet hatten, endgültig Einlaß am Tor 4. Während alle anderen Zufahrten bereits frei waren, wurde an diesem Eingang daraufhin erneut blockiert. Die Polizei nahm 25 Sitzdemonstranten vorläufig fest. Morgens kurz nach fünf Uhr räumten ca. 200 Polizisten erneut eine Sitzsperre am selben Tor. Bei dieser Aktion kam es zu drei Festnahmen. In der Nacht waren drei Personen, die vor einem anderen Eingang übernachtet hatten, von der Polizei ohne Räumungsaufforderung weggetragen worden. Ihnen erklärten Polizisten, daß sie nicht mit Anzeigen zu rechnen hätten, da die Räumung nicht „nach den Spielregeln“ vonstatten gegangen sei. Gestern nachmittag ist noch einmal die Einfahrt zu einem der Tore geräumt worden. 17 Demonstranten wurden kurzfristig festgenommen. Sprecher der Friedensgruppen werteten gestern in einer ersten Bilanz die zweitägige Aktion als großen Erfolg. Die Friedensbewegung habe ihre Forderung nach sofortiger Stillegung der Basis „für zwei Tage praktisch selbst umgesetzt.“ Ihre Aktion wollten sie gleichzeitig als „deutliches Signal nach Bonn“ gewertet wissen, daß der Widerstand gegen die Rüstungspolitik fortgesetzt werde, solange nicht wirkliche und vollständige Abrüstung aller Massenvernichtungsmittel erreicht sei. Im Hunsrück jedenfalls sei bislang nichts vom Abrüstungswillen der Regierung zu spüren. Stattdessen würden hier ständig neue Militäranlagen eingerichtet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen