„Bildung statt Militär“

■ Bundesschülervertretung wendet sich gegen Schulpolitik der Kultusminister / 11. Juni bundesweit Schülerstreik / Bayerische Schüler demonstrieren gegen geplante Verkürzung des Abiturjahres

Bonn/München (taz/dpa) - Die Bundesschülervertretung will in allen Bundesländern die Protestaktionen gegen die von den Kultusministern beabsichtigten Neuregelungen beim Abitur fortsetzen. Vor der Presse in Bonn kündigten Schülersprecher für den 11. Juni einen bundesweiten Schulstreik an. An diesem Tag treten in Dortmund die Kultusminister zusammen, um erneut über die Beilegung des zwischen SPD– und Unionsministern geführten Meinungsstreites über die inhaltliche Gestaltung der gymnasialen Oberstufe zu beraten. Der Protest der Schüler richtet sich vor allem gegen die von den Unionsländern geforderte Einschränkung der Fächerwahl in den letzten drei Schuljahren vor dem Abitur. In Bayern, wo am 11. Juni Pfingstferien sind, soll bereits vorher demonstriert werden. Der Schülerunmut richte sich dort auch gegen die infolge der Wehrzeitverlängerung beabsichtigte Verkürzung der Schulzeit. Die Schüler hätten dort die volle Unterstützung ihrer Lehrer. In Hessen verlangten die Schüler auch eine Rücknahme der jetzt von CDU– und FDP–Mehrheit im Landtag beschlossenen Änderungen bei der Förderstufe. Bayernweit demonstrierten gestern rund 10.000 Schüler und Schülerinnen in 18 Städten gegen die geplante Verkürzung des 13. Schuljahres. Bereits am Montag morgen streikten die Schüler von 27 Münchner Gymnasien. Weil der Grundwehrdienst von 15 auf 18 Monate verlängert wurde, sollen die Abiturienten erstmals im Schuljahr 1988/89 ihre mündliche Abiturprüfung bereits Anfang Februar ablegen, um dann bereits Ende Mai statt Ende Juni aus den Gymnasien entlassen zu werden. 50.000 Unterschriften haben die bayerischen Schüler gegen diese Regelung gesammelt, die in ihren Augen nur einem geringem Prozentsatz der Schüler Vorteile bringt, während für alle das Abiturjahr zum „Prüfungsmarathon“ wird. „Unser Protest richtet sich einzig und allein dagegen, daß wir die Personalprobleme der Bundeswehr ausbaden sollen“, stellte Franz Jakob (19), der Sprecher der Münchner Schülerkoordination, klar. Wegen der Parole „Bildung statt Militär“ gab es bereits Ärger. Als „geistigen Schnellimbiß“ lehnte auch der bayerische GEW–Vorsitzende Kurz die geplante Änderung ab. Selbst der bayerische Philologenverband steht der Regelung skeptisch gegenüber. Die Gymnasiasten demonstrieren auch gegen die von den unionsregierten Ländern geplanten Einschränkungen der Wahlmöglichkeiten und Verschärfung der Kollegstufe. lui