Berliner Sumpf–Quell mit Bewährung

Berlin(taz) - Gerade zwei Stunden hatte die Verhandlung gedauert, als sich die 10. Große Strafkammer am Berliner Landgericht gestern zu einem ungewöhnlich schnellen „Schlußstrich in einem Teilbereich des Berliner Spenden– und Sumpfkomplexes“ entschloß. Wegen Vorteilsannahme verurteilte sie den früheren CDU– Bürgermeister in Berlin–Tiergarten, Hans Martin Quell (57), zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von 30.000 Mark. Der Richter hielt dem Angeklagten zu Gute, „relativ früh“ ein Geständnis abgelegt zu haben. Zudem sei er in Gestalt des Bauträgers Kurt Franke an einen Geldgeber geraten, der „der Potentere war“. Franke hatte 1981 mit insgesamt 80.000 Mark die „Quelle“ sprudeln lassen, die vor allem der „schwarzen Kasse der CDU–Tiergarten“, dem damaligen Parteibezirk des Regierenden Bürgermeisters Diepgen, zu Gute kam. Im Gegenzug hatte sich Quell, allerdings erfolglos, dafür eingesetzt, daß der Baulöwe den Zuschlag für ein Grundstück in der City erhielt. Quell war vor einem Jahr, als erste Ermittlungen im Sande verliefen, von seiner Partei noch „voll rehabilitiert“ worden. Nach den Stadträten Antes und Herrmann ist er der dritte ehemalige CDU–Amtsträger, der wegen Zugehörigkeit zum „Berlin Sump“ (New York Times) verurteilt worden ist. Nach dem kurzen Prozeß hieß es gestern angesichts der bisher juristisch nicht aufgeklärten dubiosen Schwarzkassen der CDU auf den Moabiter Gerichtsfluren: „Der hat die Ohren für andere hingehalten“. bmm